Eine Studie der Uni Bamberg zum Wahrheitsgehalt politischer Aussagen.
Gerade haben wir ihn hinter uns gelassen, den wochenlangen Bundestagswahlkampf. Politikerinnen und Politiker, die große Reden schwangen und so darauf hofften, die Gunst der Wähler zu erlangen.
Doch nicht selten werden politische Akteure mit den Vorwürfen konfrontiert, sie würden mit ihren Aussagen gerne von der Wahrheit abweichen.
Genau diesem Phänomen, der Wahrheit in der Politik, haben sich die Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Olaf Hoffjann und Lucas Seeber von der Uni Bamberg gewidmet. Zentraler Untersuchungsgegenstand ihrer Studie war eine sogenannte postfaktische Politik, also eine Politik, bei der der Bezug zu Fakten und der damit verbundene Wahrheitsgehalt nicht mehr im Mittelpunkt steht. Bei einer Befragung mit 758 Teilnehmenden sollte herausgefunden werden, wie verbreitet postfaktische Annahmen in Politik und Journalismus seien. Befragt wurden im Rahmen der Studie Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Pressesprecherinnen und -sprecher, sowie Journalistinnen und Journalisten.
Die Auswertung der Umfrageergebnisse hat gezeigt, dass die Befragten Politikerinnen und Politiker selten Lügen unterstellen, wohingegen Politikerinnen und Politiker selbst ihren Kolleginnen und Kollegen oft fehlenden Wahrheitsgehalt vorwerfen – und das auch deutlich häufiger, als es Ihre Pressesprecher oder Journalisten tun.
Die Studie hat des Weiteren gezeigt, dass 1,2% der Befragten der Ansicht sind, Lügen in der Politik seien legitim. Und sogar 33% der Befragten erkannten Übertreibungen in der Politik als legitim an. Olaf Hoffjann schließt daraus, dass eine bewusste Täuschung unter den Befragten als kritikwürdiger angesehen wurde als Gleichgültigkeit der Wahrheit gegenüber.
Rund die Hälfte der Befragten gab an, sich als Teil einer postfaktischen Demokratie anzusehen. Also einer Demokratie, in der der Wahrheitsgehalt politischer Aussagen immer weiter in den Hintergrund rückt. Ein Großteil davon, genauer gesagt 94% der Teilnehmenden, verurteilte dabei Lügen und Bullshit, - das Ergänzen ungeprüfter Aussagen - um davor aufgestellte Thesen zu stützen.
Auf Anfrage bei den Forschenden besteht die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die Ergebnisse der Studie zu erhalten. Der Kontakt hierfür kann per E-Mail aufgenommen werden, die E-Mail-Adressen finden sich auf der Homepage des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Universität Bamberg.