Bei der Slam Symphony im Studentenkonzert ging es diesmal um die berühmteste Liebesgeschichte der Welt.
Das Format „Slam Symphony“ ist ein Bamberger Original, denn es wurde vor drei Jahren in der Domstadt erfunden. Mittlerweile ist die außergewöhnliche Konzertidee auch in weiteren Städten aufgeführt worden. Kein Wunder, denn wie die Bamberger Symphoniker und die drei beteiligten Poetry Slammer gezeigt haben, passen Wort und Musik ausgezeichnet zueinander. Das Ergebnis war ein kurzweiliger, abwechslungsreicher Konzertabend mit bezaubernder Musik und einfallsreichen Vorträgen, witzig, dramatisch oder nachdenklich.
Die Idee hinter der Slam Symphony ist, ein klassisches Konzert durch Poetry Slam-Einlagen aufzupeppen, die zwischen den einzelnen Stücken vorgetragen werden. Dabei lassen sich die Künstler mit ihren Dichtungen von den Musikstücken inspirieren. Thema des Konzertes war „Romeo und Julia“, genauer die gleichnamige Ballettmusik von Sergej Prokojew, gespielt von den Bamberger Symphonikern unter der Leitung des Dirigenten Nikolaj Znaider. Auf unterschiedliche Weise reflektierten die gedichteten Vorträge die tragische Geschichte des berühmten Liebespaares. Zu Auszügen aus den Suiten, die zuvor angespielt wurden, slammten die drei Wortkünstler um die Gunst des Publikums drauflos – es wurde nämlich auch ein Sieger gekürt.
Musik, in Worte gefasst
Den Auftakt machte Dalibor Markovic, der Gewinner der vorjährigen Slam Symphony. Der „Morgentanz“, zu dem er dichtete, war ein beschwingtes, stürmisches Thema, das gleich zu Beginn das Publikum mitriss. Mit Sprechgesang und Beatboxeinlagen schlug Markovic den Bogen vom tragischen Ausgang der Liebe Romeo und Julias zu aktuell politischen Bezügen. In seinem Vortrag, der zum Lachen und zum Nachdenken anregte, stellte Markovic die Frage, wie Hass und Feindseligkeit entstehen - in der heutigen Zeit ebenso wie in Verona anno 1590. Warum muss eine so schöne, harmlose Liebesgeschichte tragisch enden? Was kann man tun gegen Hass und Unverständnis?
In eine ähnliche Richtung ging der Vortrag der nächsten Slammerin Pauline Füg. Dramatisch war ihr Thema, „Tybalts Tod“, in dem das Orchester mit lauten Bläsern und Paukenschlägen noch einmal eins drauflegte. Größtenteils ohne Reime, aber in nicht weniger artistischer Sprache slammte Pauline Füg von Tybalts sinnloser, poetischer Wut, mit der er seinen eigenen Tod herbeiführte. Zur Erinnerung: Nachdem Tybalt, Julias Cousin, ein Friedensangebot von dem verfeindeten Romeo ablehnt, wird er von diesem im Duell getötet. Pauline Füg dichtete über den Tybalt, der in jedem von uns schlummert, die Wut, die manchmal an die Oberfläche steigt und nur so schwer zu beherrschen ist. Ihr Gebot der Stunde, sowohl an Shakespeares Tybalt als auch an all die anderen, lautete: Konzentrier dich, Tybalt! Nur dann kannst du deinen Zorn beherrschen.
Mit etwas sanfteren Tönen ging es in die dritte Runde, der „Tanz“ mit leichten, heiteren Klängen ließ sofort an die Ballszene denken, in der Romeo und Julia sich zum ersten Mal begegnen. Ganz in diesem Stil war auch der Vortrag von Bas Böttcher gehalten, der als Sieger der ersten deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften eine Berühmtheit in der Szene ist. Völlig verdient, wie er eindrucksvoll bewies, als er loslegte. In seinem schnellen, rhythmischen Sprechgesang wirbelte er mit den Worten nur so umher, sowohl mit Leichtigkeit als auch großer Kunstfertigkeit. Man musste schon genau hinhören, damit einem nichts von den unzähligen großartigen Reimen, Vergleichen und Metaphern entging, die so dicht und schnell hintereinander gereiht wurden, dass sie eine ganz eigene Sprache zu schaffen schienen, humorvoll und poetisch. Romeo und Julia als „zwei hormongesteuerte Teens, die um die Liebe kämpften“, an denen sich jeder ein Beispiel nehmen kann, so endete Böttchers Vortrag.
Musikalische Höhepunkte runden den Abend ab
Nach den Vorstellungen und Vorträgen der Kandidaten folgte nun die Kür des Gewinners. Mit Applaus stimmte das Publikum für seinen Favoriten ab. Die Entscheidung fiel durchaus nicht leicht, denn alle Vorträge hatten ihren ganz eigenen Stil und waren großartig anzuhören. So erhielten auch alle drei Slammer stürmischen Beifall, der Applaus für Bas Böttcher war allerdings noch etwas lauter als der seiner Kontrahenten. Trotzdem ist es natürlich allen Künstlern gelungen, sich in die Herzen des Publikums zu slammen.
Nach der Pause ging es weiter mit den Höhepunkten der Ballettmusik „Romeo und Julia“, so auch als Auftakt die berühmte Suite Nr. 2, „Die Montagues und die Capulets“. Jedes Stück verfügt über einen ganz eigenen Charakter, sei es laut und dramatisch, tänzerisch und verspielt, tragisch und schwermütig oder romantisch-verträumt. Auch die Suiten, die die Slammer zuvor in Worte gefasst hatten, wurden noch einmal in ihrer ganzen Länge gespielt, sodass man sie nun mit ganz neuen Ohren hören konnte. Dank der abwechslungsreichen und emotionalen Musik verging auch die zweite Hälfte des Konzertes wie im Fluge und bildete einen schönen Ausklang für einen gelungenen Abend.