Am vergangenen Samstag hatte die Brose Arena mal wieder eine international tourende Show-Company zu Gast: Best of Rock the Ballet starring Bad Boys of Dance. Ankündigung und Bilder machten im Vorfeld Lust auf einen grandiosen Abend mit atemberaubenden Tänzern, Ohrwurm-Hits und einer umwerfenden Show. Doch der Funke wollte leider nicht bei allen Zuschauern so ganz überspringen.
Nicht, dass die Tänzer nichts gekonnt hätten. Handverlesene Tänzer, vorrangig aus den USA, zeigten verschiedene Choreografien zu gängigen Popsongs. Im Hintergrund wurden auf einer Leinwand verschiedene Filmsequenzen abgespielt, von virtuellen Landschaften, bunten Farbspielereien bis hin zu Musikvideos, die die Tänze untermalten. Einige Songs rissen auch wirklich mit – entweder indem sie gute Stimmung verbreiteten, etwa „I Gotta Feeling“ von den Black Eyed Peas und „We Will Rock You“ von Queen, oder weil sie die Herzen berührten und eine traurige Geschichte untermalten, so „The Scientist“ von Coldplay und „Ne me quitte pas“ von Jacques Brel.
Die Show war in zwei Acts geteilt, wobei der erste eine Liebesgeschichte erzählte: Vom Kennenlernen und Umwerben einer Frau und eines Mannes, über das verliebte Duett des Paares bis hin zu Streit und Versöhnung. Dieser Teil war insgesamt berührend und emotional überzeugend dargestellt. Die Tanzcrew bestand an diesem Abend aus der Solistin Amber Jackson und sechs männlichen Tänzern, unter denen Solist Kenneth Corrigan hervorstach. Der zweite Act – nach der etwas plötzlichen Pause – war eher ein schnelleres Medley vorrangig aus Songs von Michael Jackson und Queen, was dann auch einige Zuschauerinnen zum Aufspringen und Mitklatschen animierte. Weniger eine kontinuierliche Geschichte als mehr Tanzkönnen und fröhliche Selbstinszenierung waren das Motto dieses Acts. Getanzt wurde entweder synchron in Gruppen, paarweise, aber auch solo konnte jeder Tänzer zwischenzeitlich zeigen, was er konnte.
Was nun aber störte, war, dass der Tanz eben nicht wirklich Ballet war, wie nun einmal der Name der Show ist. Es war eher Modern Dance gespickt mit einigen Pirouetten und Sprüngen, zwischendurch verleiteten aber auch fragwürdige anzügliche Moves eher zum Schmunzeln als zu Begeisterung und konnten insgesamt nicht so recht in ihren Bann ziehen. Auch sich wiederholende Motive fielen auf und brachten wenig Spannung. Teilweise lenkten sogar die Videoabspielungen im Hintergrund vom eigentlichen Tanzen ab.
Spätestens, als sich die männlichen Tänzer in einer Zugabe zu „I’m Too Sexy“ von Right Said Fred auszogen und die mittelalten Damen im Publikum zu kreischen anfingen, fragte man sich, ob man versehentlich bei den Chippendales gelandet ist. Das Finale zum Song „Shot Me Down“ von David Guetta feat. Skylar Grey machte noch einmal gute Stimmung und ließ die Show positiv enden.
Fazit: Wenn man nicht mit den falschen Erwartungen hingeht und den Titel der Show nicht zu wörtlich nimmt, sondern offen ist für Modern Dance zu bekannten Popsongs, kann man einen netten Abend verbringen. Kunst ist natürlich Geschmackssache, so spendete dann auch der Großteil des Publikums der fast ausverkauften Brose Arena begeistert Beifall. Wer der Show selbst eine Chance geben möchte, kann sie in den nächsten Tagen noch in Nürnberg, Frankfurt und Essen besuchen.