Buße und pädagogischer Auftrag: Die spanische Semana Santa

20. März 2016Ann-Charlott Stegbauer

Langsam bewegt sich die Prozession durch die engen Gassen – mal in andächtiger Stille, mal zu lauter Musik. Auf ihren Schultern tragen die Mitglieder der Bruderschaften große und prächtig geschmückte Jesus- und Marienstatuen durch die Stadt. Auch eine Menge Büßer begleiten den Zug, in der Regel barfuß, mit langen Gewändern und den typischen Spitzhüten. Gläubige wie auch Touristen und einheimische Schaulustige säumen die Straßen und genießen das alljährliche Spektakel der spanischen Karwoche, der Semana Santa.

Religion trifft Pragmatik

Gemäß der Tradition aus dem 16. Jahrhundert ziehen in der Karwoche zahlreiche Bruderschaften in Prozessionen durch die Straßen vieler spanischer Städte. Ursprüngliches Ziel war, der ungebildeten Bevölkerung die Leidensgeschichte zu vermitteln. Der Brauch hat sich bis heute gehalten, von Palmsonntag bis Ostersonntag finden zu jeder Tages- und Nachtzeit zahlreiche Zeremonien statt, die wichtigsten Prozessionen sind am Karfreitag. Allerdings stehen heutzutage vielerorts soziale, kulturelle und touristische Interessen im Vordergrund – was auch die Müllabfuhr in Málaga erkannt hat und in diesem Jahr ihren Streik bewusst in diese für den Tourismus wichtige Phase des Jahres legt, um den Druck zusätzlich zu erhöhen.

Falsche Assoziationen

Viele Städte in Andalusien, vor allem Sevilla und Málaga, sind für ausgiebige Feierlichkeiten während der Semana Santa bekannt. Aber auch weiter nördlich, beispielsweise in Salamanca, Zamora oder Palma de Mallorca wird die Karwoche zelebriert. Außerhalb Spaniens kann man ähnliche Spektakel in manchen italienischen Orten sowie in Lateinamerika erleben.

Aus unserer Perspektive mögen die traditionellen Kleider, die häufig an den Ku-Klux-Klan erinnern, wegen dieser Assoziation etwas befremdlich wirken. Die Maskerade hat allerdings den einfachen Grund, dass den Büßern Anonymität gewährt werden soll. Eine politische Verbindung existiert nicht.

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