Der Uni-Lauf aus Sicht der Letzten

Mo, 07/07/2014 - 12:31 - Vanessa Grispo

Am 05.07.2014 fiel um 16 Uhr der Startschuss zum 2. Bamberger Uni-Lauf. Ins Ziel kamen 393 Läufer – und ich war eine der beiden Letzten.

Erst einmal muss ich dazu sagen, dass ich noch nie viel für Laufen übrig hatte und auch noch nie an einem offiziellen Lauf teilgenommen habe. Joggen war für mich immer ein eher notwendiges Übel, wenn es gerade keine andere Möglichkeit zur körperlichen Ertüchtigung gab.

Da ich Mitglied von Feki.de bin, kam ich an der Facebook-Aufforderung zur Teilnahme natürlich nicht vorbei. Habe ich an dem Lauf-Wochenende etwas vor? Nein. Will ich teilnehmen? Irgendwie schon. Würde ich mich blamieren? Vermutlich ja, aber dabei sein ist alles. Also ließ ich mich von der Gruppendynamik mitreißen und meldete mich knapp zweieinhalb Wochen vor dem Lauf an. Aus dem Stegreif bekommt man sowas natürlich nicht hin, also hieß es für mich: Trainieren!

Fünf bis sechs Kilometer traute ich mir ohne weiteres zu, aber zehn Kilometer sind dann doch eine Ecke härter. Die ersten paar Trainingseinheiten waren deprimierend ... Zu langsam beim Laufen, zu schnell aus der Puste. Beim dritten, vierten Training bemerkte ich dann langsam einen Effekt. Eine Woche vor dem Lauf fühlte ich mich schon besser vorbereitet und selbstbewusster.

Womit beschäftigte ich mich wenige Tage vor dem Lauf? Was soll ich tagsüber essen, wie läuft so ein Event ab und die wichtigste Frage überhaupt: Was ziehe ich an? Fragen über Fragen. An sich ging ich an die Sache relativ entspannt ran, zu verlieren hatte ich ja nichts.

Am Samstag war es dann endlich so weit. Morgens sehr gesundes Müsli mit frischen Früchten gefrühstückt, mittags eine Portion Nudeln mit Tomatensoße zur ausreichenden Kohlehydratzufuhr (von Leuten, die sich auskennen, habe ich mir sagen lassen, dass das wichtig sei). Zum Lauf selber nahm ich dann Folgendes mit: eine kleine Wasserflasche und Traubenzucker, etwas Extrapower schadet schließlich nie.

Zum Startschuss stellte ich mich vorsichtshalber relativ weit hinten auf. Wir sollten uns in drei Zonen sortieren.

  • Zone 1: voraussichtlich 40 min oder schneller
  • Zone 2: voraussichtlich zwischen 40 und 60 min
  • Zone 3: über 60 min – Ah ja, da gehöre ich hin. Hauptsache, ankommen!

Am Anfang ging es auf dem Erba-Spielplatz noch kuschelig eng zu, aber kaum war man auf die Strecke am Wasser eingebogen, entzerrte sich das Feld zügig und der Hindernislauf war vorbei. Zunächst war ich nicht einmal die Letzte, aber nach und nach wurde ich dann doch überholt. Irgendwann kam hinter mir das „Schlusslicht-Fahrrad“ in Sicht, das die letzten Läufer verfolgen und die Luftballons mit der Kilometeranzeige abhängen sollte. Immer, wenn man an besagten Luftballons vorbeikam, musste die gute Frau vom Fahrrad steigen und ich konnte wieder etwas Abstand gewinnen. Auf Dauer war die Verfolgung etwas lästig und mir tat es leid, dass sie meinetwegen Schlangenlinien fahren musste.

Ich muss wirklich sagen, die Zuschauer an der Strecke waren sehr nett. Sobald sie kapiert hatten, dass hinter mir niemand mehr kam, begannen sie wie wild zu jubeln. Das war zwar irgendwie Mitleidsjubel, aber gefreut und motiviert hat es mich trotzdem. Wenn man sich allerdings Sprüche anhören muss wie „Ihr habt fürs Laufen bezahlt und nicht fürs Gehen, jetzt mal Schluss mit der Pause!“, muss man sich schon den ein oder anderen Kommentar verkneifen wie: „Netter Einwand, aber mal eine Frage: Warum laufen Sie eigentlich nicht mit?“. Überwiegend waren die Zurufe aber doch motivierend und sehr lieb. Auch die netten Menschen an den Trinkstationen wurden nicht müde mir zu versichern, dass das Ziel nicht mehr weit sei.

Ab dem achten, neunten Kilometer, ungefähr am Kranen, verfolgte mich eine Horde von Streckenposten auf ihren Fahrrädern. Zwischendrin hatte ich etwas Sorge, dass sie mir in die Hacken fahren. Aber immerhin hatte ich so auch Gesellschaft. An der Konzerthalle wurde es dann noch mal etwas deprimierend: Da kamen mir die Ersten entgegen, die schon wieder auf dem Heimweg waren. Na ja, so wusste man, dass es nicht mehr weit war.

Als die Erba endlich wieder in Sicht kam, ging es mit der Motivation und Geschwindigkeit wieder aufwärts. Mit der letzten Kurve, die ich hinter mir ließ, gab ich dann in einem spektakulären Sprint noch mal alles. Und da die komplette Läufergemeinde und alle Zuschauer versammelt waren und auf die Siegerehrung warteten, hatte ich wohl das größte Publikum und den lautesten Applaus. Mit einer Zeit von 1:26 h hatte ich das Ziel erreicht, gut 54 min, nachdem der erste Läufer die Ziellinie überquert hatte.

Dafür, dass ich 4 min vor dem Abbau des Zieles da war, bin ich echt zufrieden. Denn mein Ziel war es lediglich, in der Zeit von 90 min anzukommen.

Als Letzter ins Ziel zu kommen hat somit den einen oder anderen Vorteil:

  1. Alle sind schon da und warten auf einen.
  2. Auf die Siegerehrung musste ich nicht lange warten, denkt mal über den armen Sieger nach, der als Erster durchs Ziel kam und sich über eine Stunde durch das Buffet futtern musste.
  3. Die anderen haben die Lage schon einmal ausgespäht und zeigen dir, wo Essen und Trinken zu finden sind.
  4. Du hast sehr viele und sehr klare Beweisbilder des Einlaufes, weil – wie schon einmal erwähnt – alle auf dich gewartet haben und der Zieleinlauf nicht so überfüllt ist.
  5. Auf der Ergebnisliste findet man mich ganz schnell – die Erste von hinten eben.
  6. Das Beste kommt eben immer zum Schluss.