Die Odysee nach Nürnberg oder wie ich das erste Mal in Bayern enttäuscht wurde

17. Dezember 2015Julia Schulze

Mit Weihnachtsmärkten ist das ja so eine Sache, entweder man liebt sie oder man hasst sie. Oder man hasst sie, erträgt sie aber den Freunden zuliebe bei ein bis vier Tassen Glühwein. Und dann sind sie auch schon wieder ganz schön ;)

Ich persönlich bin ein Weihnachtsmarktliebhaber und freue mich alljährlich auf die Vorweihnachtszeit. Gemütlich durch die Stände bummeln, sich für allerlei Krimskrams begeistern (und dann doch nicht kaufen), die kalten Hände am Glühwein, der Feuerzangenbowle, einem Hot Apple Pie oder anderen ausgefallenen (heißen) Getränken wärmen - was gibt es Schöneres, um sich auf die besinnliche Zeit einzustimmen?

Am Rande sei nun bemerkt, dass ich aus der Nähe von Ludwigsburg komme, einer schönen Barockstadt in Baden-Württemberg, deren Weihnachtsmarkt zu den schönsten im Schwabenland zählt und mich dementsprechend geprägt hat. Dieses Semester bin ich nach Bamberg (allgemein: das erste Mal nach Bayern) gezogen und verständlicherweise stand bald DER Weihnachtsmarkt auf dem Programm – der Christkindlesmarkt in Nürnberg. Besonders groß sollte dieser sein, besonders schön und besonders… naja, besonders. Die Erwartungen waren dementsprechend exorbitant hoch, als wir uns letzten Samstag aufmachten, das Wunder von Nürnberg zu bestaunen. Und es kam, wie es kommen musste: Wir wurden enttäuscht.

Nun, für den Regen kann ja der Weihnachtsmarkt nichts. Auch nicht für die allgemein trübe Stimmung und die zahlreichen Besucher, die ihre Regenschirme als Nahkampfwaffe statt als Regenschutz nutzten. Aber beginnen wir von vorne: Wir landeten gegen Mittag nach einer gemütlichen Bahnfahrt im leider immer regnerischeren Nürnberg am Bahnhof. Der Ausgang war leicht zu finden, der Weg zum Weihnachtsmarkt zunächst allerdings nicht. Das mag sich für eingefleischte Franken vielleicht seltsam anhören, aber für einen internationalen Touristen (und das ist man als Schwabe ja quasi) kann das durchaus eine erste Hürde darstellen. Diese wurde erfolgreich überwunden und der Weg zum verheißungsvollen Markt war geebnet.

Nachdem wir von einer aus dem Nichts auftauchenden Pferdekutsche fast über den Haufen gefahren worden und eine gefühlte halbe Stunde später regendurchnässt am Hauptmarkt angekommen waren, war die Stimmung schon leicht getrübt. Auch ein bemüht freudiges Selfie vor dem unbeleuchteten Baum, der für einen Weihnachtsmarkt mit solchem Ruf dann doch recht mickrig war, diente nicht recht als Stimmungsaufheller. Aber die Stände, die konnten‘s doch bestimmt richten. Oder? – Nein. Es waren halt Stände. Mit Krimskrams. Wie überall sonst auch. Hinzu kam die Tatsache, dass man entweder direkt weitergeschoben wurde, oder wenn man dann doch mal kurz stehen bleiben konnte, direkt einen Regenschirm in den Rücken bekam. Nach vergeblicher Suche nach weißem Glühwein suchten wir schließlich in der Crêperie Zuflucht.

Aufgewärmt wollten wir uns von den internationalen Highlights auf dem Markt der Partnerstädte überzeugen lassen, die uns jedoch auch nicht so recht von den Socken hauen konnten und nach einer weiteren zaghaften (und leider erfolglosen) Suche nach dem Besonderen, Einmaligen und der enttäuschenden Erkenntnis, dass der schöne Brunnen wohl verhüllt bleibt, blieb uns immerhin noch ein gemütlicher Bummel durch die Einkaufsstraße. 

Zugegeben, das mag alles Jammern auf hohem Niveau sein. Dass wir die weltgrößte Feuerzangenbowle verpasst haben, ist unsere Schuld und vielleicht stand ja irgendwo ein prächtiger, großer Weihnachtsbaum, den wir nur einfach nicht gesehen haben. Möglicherweise gab es ja auch eine spezielle Beleuchtung, die im Regen unterging und schöne Stände mit den Besonderheiten, die ich mir von einem Weihnachtsmarkt mit einem solchen Ruf erhofft hatte. Vielleicht haben wir auch einfach nur einen schlechten Tag erwischt. Und vielleicht kann ich mich ja nächstes Jahr vom Gegenteil überzeugen lassen. Nürnberg ist immerhin eine attraktive Stadt und die Lebkuchen sind auch nicht zu verachten! :)

Vorerst bleibe ich aber äußerst gerne beim Weihnachtsmarkt auf dem Maxplatz, der einfach das ist, was man sich von ihm verspricht: Ein kleiner Weihnachtsmarkt mit typischen Ständen, Glühwein plus Bamberg-Flair. Dieser ist übrigens noch bis zum 23.12. aufgebaut und besitzt eine eigene Homepage.

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