Da Sport wichtig ist (leider auch für Sportmuffel ...), sollte man sich ab und zu betätigen. Aber wie bringt man sich dazu etwas zu machen, auf das man eigentlich keine Lust hat? Man setzt sich ein Ziel, das regelmäßige sportliche Betätigung erfordert und erzählt allen Leuten davon.
Und was passt besser als der Weltkulturerbelauf, der Bamberg einen Tag lang so gut wie lahmlegt? Gesagt, getan! Leider ist die Anmeldung bereits immer sehr früh. Da bleibt noch genügend Zeit sich einzureden, man müsste nicht mit dem Training anfangen. Bis es plötzlich nur noch drei Wochen bis zum Wettkampf sind. In diesen drei Wochen ist dann auch sehr viel zu tun, sodass ich am Ende mit Schrecken feststelle, dass viermal 4 km-Trainingseinheiten vielleicht nicht optimal sind, um einen 10,9 km-Lauf zu schaffen.
Aber jetzt noch kneifen? Mein Ziel ist daher: Nicht als Letzes ins Ziel kommen. Die Erfolgsformel lautet: Sechs Kilometer schaffe ich auch untrainiert, für drei weitere wird es schon noch reichen und die letzen zwei gehe ich im Zweifelsfall dann einfach.
Am Tag des Weltkulturerbelaufs stehe ich dann mit ca. 3.500 weiteren Läufern am Markusplatz und warte darauf endlich loslaufen zu dürfen. Vom Startschuss bis zum tatsächlichen Start vergehen dann jedoch noch etwas mehr als zehn Minuten, weil ich mich ganz hinten bei den langsamen Läufern eingereiht habe. Da bleibt zumindest etwas Zeit, um die Outfits meiner Mitläufer zu bewundern, die teilweise mit Perücken oder in Feuerwehrmontur an den Start gehen. Der Start wird vom Jubel der Zuschauer begleitet, sodass es sich zunächst ganz von selber läuft.
Dann kommt allerdings der Michaelsberg und der ist ziemlich steil. An diesem Punkt wünsche ich mir, dass ich mich vielleicht vorher einmal über die Strecke informiert hätte. Die ist mit bis zu 280 Höhenmetern leider kein Sonntagsspaziergang. Aber jetzt ist es zu spät. Weiter geht es über den Domberg und dann in Kreisen durch die Innenstadt und den Hain bis zum Maxplatz. Immer dabei: Zuschauer, die die Läufer rufend, klatschend, pfeifend und trommelnd anfeuern. Auch wenn der Atem etwas knapper wird und die Beine schwerer werden, vor so vielen Menschen möchte man dann auch nicht langsamer laufen oder gar gehen.
Ab Kilometer 8 habe ich dann allerdings keine Lust mehr zu laufen und setze im Gärtnerviertel zum Schlusssprint an: Je schneller ich laufe, desto schneller komme ich ins Ziel. Und so weit wird es ja nicht mehr sein. Naja, eigentlich schon. Immer, wenn ich denke, es endlich zum Maxplatz geschafft zu haben, macht die Strecke einen Bogen. So darf ich noch die Lange Straße, die Markusbrücke, Klein Venedig, die Sandstraße und die Fußgängerzone bewundern.
Ziemlich außer Atem, aber stolz es geschafft zu haben, komme ich am Ende nach einer Stunde und dreizehn Minuten im Ziel an. Und was sind schon drei Tage Muskelkater gegen das schöne Gefühl die Herausforderung gemeistert zu haben? Jetzt kann ich mich mit gutem Gewissen wieder ausruhen, denn der nächste Weltkulturerbelauf ist erst wieder in zwei Jahren.