Der Gründungstag der Otto-Friedrich-Universität Bamberg bietet alljährlich den Anlass, Bamberger Studierende und Dozierende für herausragende Leistungen und Abschlussarbeiten zu ehren. Das Besondere in diesem Jahr: Nach langen Restaurierungsarbeiten wird die Aula wieder offiziell in Betrieb genommen.
Bereits eine Viertelstunde vor Beginn sind fast alle Plätze besetzt, viele Gäste stehen an den Seiten der ehemaligen Dominikanerkirche. Die Jazz-Combo des Lehrstuhls für Musikpädagogik und -didaktik eröffnet den Festakt und sorgt zwischen den einzelnen Reden für Auflockerung.
Zunächst begrüßt Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert die Anwesenden. Er lobt die frisch hergerichtete Aula und freut sich über den darauf folgenden Beifall: „Die Zustimmung der Staatsregierung hab ich selten so schnell bekommen.“ Neben der Räumlichkeit nimmt er auch auf das Datum Bezug. „Der 9. November ist kein Feiertag“, merkt er an und bezieht sich damit auf die Reichspogromnacht von 1938. Im Gegensatz zu den damaligen Ereignissen und den heutigen Auswirkungen des Rechtsextremismus stehe die Internationalität der Universität, die für die Wissenschaft unverzichtbar sei. Weiterhin geht Ruppert auf die Restaurierung der Aula ein und beschreibt den großen finanziellen und architektonischen Aufwand, der betrieben werden musste, um den heutigen Zustand zu ermöglichen. Ein weiteres Thema sind Forschungs- und Universitätsprojekte, die künftig eine weitere Förderung erhalten werden.
Auch Bernd Sibler, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, lobt die Aula als weiteres Schmuckstück, ja sogar als Kronjuwel unter den Bamberger Gebäuden. Außerdem bezeichnet er die Universität als Glücksfall für die Stadt Bamberg, da sie junge, kreative Menschen voller Idealismus anziehe.
Mit der Schlüsselübergabe wird die ehemalige Dominikanerkirche der Universität wieder offiziell zur Nutzung übertragen.
Prof. Dr. Rainer Drewello von der Professur der Restaurierungswissenschaften der Universität Bamberg beleuchtet das Bauwerk aus historisch-denkmalpflegerischer Perspektive. Er erläutert, wie die Kirche durch das typische Bamberger Umfeld geprägt ist: Enge, verwinkelte Gassen und Innenstadtbewohner, die ihre angrenzenden Grundstücke nur zögerlich verkauften, seien der Grund dafür, dass das Gebäude weder geostet ist, noch geraden Linien folgt. Anschließend geht er auf die „unglaubliche Bedeutung gemalter Füße für unsere Wissenschaft“ ein, die sich auch in den Gemälden findet, die früher die Kirche schmückten. Besonders betont er dabei den Beitrag der Bamberger Studierenden und Promovierenden, die sich mit diesem Bauwerk beschäftigt haben.
„Wie schön, dass Sie sie wieder haben!“
gratuliert Nora-Eugenie Gomringer, Direktorin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia und Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2015 zur abgeschlossenen Restaurierung. Sie wird ihrem eigenen Anspruch an einen etwas anderen Festvortrag durchaus gerecht: Mit vielen Zitaten zeigt sie die unterschiedlichen Facetten und Bedeutungen eines Hauses – auch dieses Hauses – auf, von Offenheit und Schutz über einen Raum in der Mitte der Gesellschaft bis zu einem Ort, in dem (Haus-) Segen erlebt werden kann und stellt diese Vielseitigkeit auch eindrucksvoll akustisch dar.
Herausragende Leistungen
Im Anschluss an die Reden folgen Preisverleihungen und Ehrungen. Neben wissenschaftlichen Leistungen wird auch überdurchschnittliches Engagement honoriert. Die Laudatoren stellen die Auszuzeichnenden und ihre Leistungen kurz vor. Zudem kommen die Preisträger/-innen selbst zu Wort, erklären ihre Themen und sprechen über die Highlights ihrer Arbeit. Die Inhalte umfassen unter anderem Schmähschriften in der frühen Neuzeit, die formale Beschreibung von Wissen und das Spannungsfeld von Literatur und Film. Nach den Forschungspreisen werden die studentischen Preise für besondere Leistungen von Studierenden mit Kind, von ausländischen Studierenden und für studentisches Engagement verliehen. Im Anschluss an den offiziellen Teil haben Gäste und Preisträger/-innen die Möglichkeit, den Abend bei einem Imbiss ausklingen zu lassen.