Der Ansturm auf die Karten für die K.I.Z "Hurra die Welt geht unter" Tour 2015 übertraf alle Erwartungen. Daher legen K.I.Z nach, verlängern die Tour in das Jahr 2016 und spielen elf Zusatzkonzerte im März und April. Das fünfte Studioalbum der Band "Hurra die Welt geht unter“ stieg auf Platz #1 der Album-Charts ein.
K.I.Z haben den Deutschrap revolutioniert. Nicht mehr und nicht weniger. Als K.I.Z damals kurz nach dem großen Kokainkrieg und der darauffolgenden deutschen Rap-Krise ihr erstes Album „Rapdeutschlandkettensägenmassaker“ veröffentlichten, war klar, dass nichts mehr so sein würde wie vorher. Spätestens nachdem sie im Jahr 2007 das Album „Hahnenkampf“ herausbrachten, wo sich im gleichnamigen Video zum gleichnamigen Song zwei nach HipHop-Manier gekleidete Jungs innig und leidenschaftlich küssten, war die Rap-Welt endgültig auf den Kopf gestellt. „So etwas macht man doch nicht. Das ist doch eine kalkulierte Provokation!“, lautete die einhellige Meinung der stockkonservativen Szene. „Genial“ und „bahnbrechend“ fanden es dagegen die alternativen Medien, die von der homophoben Gangsterattitude der deutschen HipHop-Szene genervt waren. „Weder noch“, fanden K.I.Z. „Das sind einfach nur zwei Jungs, die sich küssen. Im Jahr 2007 nicht unbedingt eine Aufregung wert.“ und doch: Nach K.I.Z änderte sich eine ganze Menge.
Nach fast dreijähriger Pause sind K.I.Z mit „Hurra die Welt geht unter“ wieder da und beweisen, dass sie mehr sind als der begnadete Live-Act, der sie nun mal sind. Ausverkaufte Hallen. Hunderte von Konzerten. Eine ergebene Anhängerschaft. Egal! Das alles zählt nicht mehr, wenn ein neues Album ansteht. Dann geht es um Kunst und dann geht es auch ums große Ganze. Dann müssen die Reime sitzen und die Inhalte in Form gegossen werden. Inhalte aus Stahl und Silber. Das Innerste wird nach außen gekehrt und herzlos wird auf diese Welt geblickt, um sie abzubilden, wie sie ist. Das mag verstörend sein. Das mag zynisch wirken. Das mag kalt erscheinen. In Wahrheit ist es einfach nur eine Art, sich dem Wahnsinn zu nähern, der auf diesem Planeten herrscht. K.I.Z reißen ein, wo eingerissen werden muss und leuchten Ecken aus, die man am liebsten nie gesehen hätte. Das ist radikal. Das ist Kunst. Die darf das oder kann weg und vielleicht steht man dann am Ende auch ein wenig ratlos vor dem Scherbenhaufen der sich widersprechenden Gefühle, die einem K.I.Z da hinterlassen haben. Aber auch das ist beabsichtigt und spätestens dann sollte man sich die Frage stellen, die man sich sowieso immer stellen sollte – Was würde eigentlich Manny Marc in so einer Situation tun?
02.04.2016 | 20:00 Uhr | Bamberg | Brose Arena
Text: VSB