Verzicht auf schlechte Laune

10. Februar 2016Nathalie Weiss

Die Suche nach fünf guten Eigenschaften meines Mitbewohners oder einfach der Verzicht auf Süßigkeiten und Alkohol Was beinhalten Fastenvorsätze eigentlich alles und wie werden sie zelebriert?

Unmittelbar nach Karneval steht wieder die Fastenzeit, von manchen auch bevorzugt „österliche Bußzeit“ genannt, vor der Tür. Wer seine Vorsätze nach der Jahreswende schon wieder über Bord geworfen hat, kann hier einen erneuten Versuch der positiven Gedanken und vor allem deren Umsetzung starten. Doch was beinhalten Fastenvorsätze eigentlich alles? Gehen sie über das Naschverbot hinaus, zelebrieren die Österreicher diese anders als die Deutschen und wo liegen die Unterschiede zwischen den Religionen?

Vielfältige Möglichkeiten

Um zu Beginn gleich die erste Frage zu beantworten: Ja, Fastenvorsätze können mehr als nur ein Naschverbot umfassen. 64 Prozent der Deutschen nehmen sich zwar vor, vor Ostern keine Süßigkeiten zu verspeisen, die Spitze wird jedoch vom Alkoholverzicht getoppt. Dicht darauf folgt die Sparsamkeit im Konsum von Fleisch, Zigaretten und fernsehen. Schlusslicht bildet das Autofasten, nur knapp 15 Prozent würden ihr Auto in der Garage parken und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Auch unsere Nachbarn sind uns in Anbetracht der österlichen Bußzeit sehr ähnlich. Lediglich ein Klischee erfüllen die Österreicher mehr: Die Spitze wird hier tatsächlich vom Verzicht auf Süßigkeiten und Knabbereien angeführt. Nach Aussage der Menschen selbst, in der Hoffnung dabei zwei bis drei Kilos zu verlieren. Aber auch Stressminderung, weniger shoppen gehen und „Nein zu schlechter Laune“ gehören mit zu den verbreitetsten Fastenvorsätzen in Österreich.

Kulturübergreifende Idee

Betrachtet man die vielfältigen Religionen, fällt auf, dass das Christentum mit 40 Vorbereitungstagen auf das Osterfest den längsten Zeitraum des Fastens einnimmt. Der Fastenmonat Ramadan im Islam folgt zeitlich gleich danach, hebt sich jedoch von der Art der Zelebrierung ab. Die Zufuhr von Nahrung wird nicht vollkommen auf einzelne Lebensmittel beschränkt, sondern vorwiegend auf die Nacht verschoben. Auch sollten Muslime am Tag keine Getränke zu sich nehmen. Im Gegensatz hierzu schränken sich sowohl die Hindus als auch die Buddhisten am wenigsten ein. Es gibt keine expliziten Anweisungen, jedoch wird vorwiegend auf tierische Produkte verzichtet und das Fasten wird überwiegend als Weg zur Vollkommenheit betrachtet.

Es muss nicht immer Schoki sein

Fasten kann jedoch noch vielfältiger sein. Der Theologe Ulrich Lüke spricht hierbei von einer Art „Trainingslager der Menschlichkeit“, die neben Authentizität und Solidarität auch die Spiritualität miteinbezieht; wer hart trainiert, wird nicht nur durch körperliche, sondern auch durch geistige Fitness belohnt. Die Beschränkung auf positive Gedanken, die Suche nach fünf guten Eigenschaften seines Mitbewohners oder 40 Tage lang ausschließlich Gutes zu erzählen bringt Schwung in die lange Tradition des Fastens und hat schon manchen Wohngemeinschaften wieder neuen Aufschwung verliehen.