Tote vs. Lebendige Dichtkunst

31. Oktober 2015 - Julia Schulze

Humorvoll, nachdenklich, leidenschaftlich,  provokant, divers, herausfordernd, aber durchweg unterhaltsam – so ging es am Freitagabend beim ausverkauften Dead or Alive Poetry Slam im ETA Hoffmann Theater zu, bei dem die Klassiker verstorbener Dichter gegen Slamtexte quicklebendiger Poeten der Gegenwart zu bestehen versuchten – interpretiert und dargeboten von Mitgliedern des Theaterensembles. Die Slampoeten aus Hamburg, Münster, Berlin und Regensburg deckten mit ihren Texten verschiedene Themen wie Oberflächlichkeit, Entscheidungsprobleme oder Alkoholabstinenz ab, während die „toten Dichter“ geistige Ergüsse über Krieg, Liebeskummer oder die Mittelmäßigkeit Goethes und Schillers boten.

Trotz seiner bereits neunten Wiederholung wartete der Poetry Slam mit einigen Neuerungen und Besonderheiten auf: Die bereits verstorbenen Schriftsteller wurden vom neuen Ensemble des Theaters präsentiert, die Wertung des Publikums nicht durch Applauslautstärke, sondern Punktetafeln ermittelt und die Pause mit dem erstmaligen Zusammenspiel von DJ Kermit und dem Schlagzeuger Philipp Scholz, unterstützt von Videobeiträgen, herausragend experimentell überbrückt. Zur weiteren Unterhaltung außerhalb des gewohnten Programms trug die Puppetry Slammerin Nicole Weißbrodt mit ihrer Puppe Clarissa aus der Seniorenresidenz Sonnenuntergang bei.

Doch eines blieb beim Alten: Gewinner waren die lebenden Poeten mit einem knappen Ergebnis von 113:107. Sie durften die begehrte Trophäe Crazy Hoffmann mit nach Hause nehmen. Und auch das altbewährte und grandiose Moderationsteam Nora Gomringer und Christian Ritter gehörte nach wie vor zur Ausstattung des beliebten Slams.

Der nächste Dead or Alive Poetry Slam wird am 12.02.2016 stattfinden.

 

Foto: Thomas Bachmann

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