Was, es ziehen schon wieder bunte, singende Gestalten mit großem Stern und Weihrauchfässern durch die Straßen? Dann steht Dreikönig vor der Tür – im wahrsten Sinne des Wortes.
Traditionell gehen bei uns am 6. Januar als Caspar, Melchior und Balthasar verkleidete Kinder von Haus zu Haus, um an die Wanderschaft der drei Weisen aus dem Morgenland zu erinnern und Geld für bedürftige Kinder in aller Welt zu sammeln. Doch wie feiert man den 6. Januar in anderen Ländern?
Frankreich: Überraschungsfiguren im Dreikönigskuchen
In unserem Nachbarland backt oder kauft man den „Galette des Rois“, einen „Dreikönigskuchen“, in den eine kleine Figur eingebacken ist. Wer in seinem Kuchenstück die Figur findet, bekommt eine Krone aufgesetzt und darf den ganzen Tag lang König sein.
Traditionell wird der Kuchen gemeinsam angeschnitten, wobei der oder die jüngste Anwesende bestimmen darf, wer welches Stück bekommt. Damit nun bei der Verteilung des Kuchens nicht geschummelt wird, muss sich der Jüngste dazu entweder die Augen verbinden – oder er wird unter den Tisch gesetzt.
Russland: Heiligabend statt Drei Könige
In Russland wird Weihnachten bei russisch-orthodoxen Christen erst am 7. Januar, Heiligabend also am 6. Januar gefeiert. Die 40 Tage vor Weihnachten sind strikte Fastenzeit, die bis Null Uhr am 7. Januar geht. Ein traditionelles Gericht an Heiligabend war früher das Festessen, Sochivo genannt, das aus Mandeln, Mohn, Honig und Getreide gekocht wird und für Ruhe sowie Unsterblichkeit stehen soll.
Die Geschenke werden aber schon am 31. Dezember von „Väterchen Frost“ gebracht. Väterchen Frost trägt einen bodenlangen Mantel mit Pelzkragen, eine Pelzmütze und hat immer seinen Wander- oder Zauberstab aus dicken Eiszapfen dabei. Während man früher Angst vor dem Herren der Kälte hatte und ihm Jungfrauen opferte damit er friedlich blieb, reichte ihm im Laufe der Zeit auch ein gutes Essen und ein Glas Vodka. Selbst die Kinder müssen keine Angst mehr vor ihm haben, denn wer Väterchen Frost ein Lied oder Gedicht vorträgt, bekommt in der Regel auch ein Geschenk.
Spanien: Festliche Umzüge und Musik
In Spanien, wo „Los Reyes Magos“ eine sehr hohe Bedeutung haben, gibt es die Weihnachtsgeschenke erst am Dreikönigstag. Da gibt es am Vorabend des 6. Januars im ganzen Land riesige festliche, an Karneval erinnernde Umzüge, bei denen als die Heiligen Drei Könige verkleidete Menschen Süßigkeiten in die Menge werfen. Besonders für Familien mit Kindern sind diese Umzüge ein Highlight. Am nächsten Morgen finden die Kinder ihre vorher herausgestellten Schuhe voll mit Geschenken der Könige.
Schon die Ankunft der Könige wird groß zelebriert – etwa mit Krippenspielen und Musik. In Barcelona zum Beispiel legen die Drei Könige im Hafen mit ihrem Schiff an, wo die feiernde Menge sie mit Kanonen und Feuerwerk empfängt.
Italien: Auf dem Besen von Haus zu Haus
Lange gab es auch in Italien Geschenke an Dreikönig. Die wurden allerdings von einer vorchristlichen Figur des italienischen Volksglaubens, der Hexe Befana gebracht. Der Sage nach flog die alte Hexe immer in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar mit einem Sack voll Süßigkeiten, Kohle und Asche ausgestattet auf ihrem Besen von Haus zu Haus, um braven Kindern Geschenke zu bringen und die unartigen zu bestrafen.
Warum sie erst an Dreikönig fliegt? Der Überlieferung nach suchte auch die Hexe Befana, wie die Heiligen Drei Könige, nach dem Christkind im Stall. Der Stern über der Krippe war aber leider schon verloschen, weshalb sie es nicht finden konnte und deshalb jedes Jahr auf Neue in der Nacht auf den 6. Januar das Christkind sucht.
In und um Bamberg: Starkbier trinken
Hier in Oberfranken begeht man das traditionelle „Stärk‘ antrinken“. Damit trinkt man sich am Vorabend des 6. Januar oder am Dreikönigstag selbst mit Bockbier für das kommende Jahr Kraft und Gesundheit an. Manche Brauereien stellen sogar extra dafür ein eigenes Starkbier her, das dann zusammen mit Familie und Freunden verköstigt werden kann, um allen Eventualitäten und Widrigkeiten des neuen Jahres vorzubeugen. Besonders viel Glück soll es ja bringen, wenn man vorausschauend für jeden Monat des Jahres a Seidla trinkt. Na dann – Prost!