Ein Rückblick auf Prof. Thorsten Staakes Antrittsvorlesung (WIAI)

29. Oktober 2014Maximilian Hoffmann

Energieeffiziente Systeme – Was man vielleicht auf den ersten Blick mit sparsamen Computern, Autos oder Industrieanlagen verbindet, betrifft eigentlich alle Bereiche des Alltags. Es geht nicht mehr nur um die Gestaltung von effizienten Systemen, sondern auch um Bewusstseinsschaffung für Energieeffizienz und Energiesparen bei den Verbrauchern.

Mit diesen Themen befasst sich der Lehrstuhl für Energieeffiziente Systeme der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik von Herrn Professor Thorsten Staake, der am Dienstag, den 21. Oktober 2014, seine Antrittsvorlesung hielt. Die Fakultät WIAI ist mit ca. 1.400 Studierenden in 12 Studiengängen eine der kleineren Fakultäten der Universität Bamberg und mit ihrer Gründung im Jahre 2001 auch die jüngste.

Zu der Antrittsvorlesung kamen nicht nur viele Studierende der Fakultät WIAI, sondern auch KommilitonInnen anderer Fakultäten sowie MitarbeiterInnen, Angehörige und die Universitätsleitung, darunter auch Universitätspräsident Prof. Ruppert sowie Vizepräsidentin Prof. Schütz und die Vizepräsidenten Prof. Wirtz und Prof. Kempgen. Eröffnet wurde die Veranstaltung von einem Grußwort des Dekans der WIAI, Prof. Dr. Lüttgen, welcher kurz über den Werdegang von Prof. Staake berichtete:

Nach seinem Diplomstudium in Elektro- und Kommunikationstechnik folgte ein Master in Electrical and Computer Engineering sowie 2007 die Promotion zum Doktor der Betriebswirtschaftslehre. Von 2006 bis 2007 war Professor Staake am renommierten  Massachusetts Institute of Technology (MIT) tätig. Seit 2013 ist Professor Staake nun an der Otto-Friedrich Universität Bamberg als Inhaber des – durch die Technologieallianz Oberfranken neu geschaffenen – Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Energieeffiziente Systeme.

Professor Staake erklärte zu Beginn seiner Vorlesung vor dem fast vollständig gefüllten Hörsaal, dass der weltweite Energiebedarf seit den 1980er Jahren um über 100% gestiegen ist. Der größte Teil der benötigten Energie wird immer noch durch fossile Energieträger wie Kohle, Öl oder Erdgas erzeugt. Nur etwa 5% der Energie werden durch erneuerbare Energiequellen produziert. Die Prognosen für die nächsten Jahre sagen einen weiteren Anstieg des Energieverbrauchs voraus.

Neben Unternehmen sind vor allem Endverbraucher in der Lage, durch nachhaltigen Einsatz von Strom, Wasser, Wärme und Automobilen zu einer effizienteren Nutzung von Energie beizutragen. Vor allem, weil private Verbraucher und Haushalte leichter zu beeinflussen sind und schneller auf Veränderungen reagieren, lässt sich hier viel erreichen.

Professor Staake erklärte, auf welche Bereiche sich sein Lehrstuhl insbesondere spezialisiert hat:

  • Stromverbrauchsanalyse von Haushalten mithilfe von sogenannten SmartMetern
  • Wasserverbrauchsanalyse beim Duschen durch die von ihm mitentwickelte Wasserverbrauchsanzeige „Amphiro“
  • GPS-Datenanalyse von Kraftfahrzeugen

Danach ging er im Detail auf die drei Bereiche ein:

In vielen europäischen Haushalten werden nach und nach von den Energieversorgern intelligente Stromzähler installiert. Diese zeichnen im 15-Minuten-Takt den aktuellen Stromverbrauch des Haushalts auf. Aus diesen sogenannten Lastprofilen lassen sich mithilfe statistischer Methoden verschiedene Verbrauchs- und Haushaltseigenschaften, sogenannte „Features“, herauslesen. Dazu gehören zum Beispiel die Haushaltsgröße, der Heizungstyp, der Standby-Verbrauch der Unterhaltungselektronik sowie viele weitere Merkmale.

Durch diese lassen sich die Haushalte dann klassifizieren, um speziell zugeschnittene Energieberatungen und Einsparmöglichkeiten für den Kunden entwickeln zu können. Vereinfacht gesprochen kann dem Haushalt somit mitgeteilt werden, wie energieeffizient er im Vergleich zu anderen Haushalten abschneidet. Dadurch lässt sich das Verbraucherbewusstsein und die Energieeffizienz von Haushalten messbar steigern. Mit der Analyse dieser Daten befasst sich auch die BEN Energy AG, die eng mit dem Lehrstuhl zusammenarbeitet.

Nun stellte Staake „Amphiro“ vor. Das ist ein Wasserzähler, der in Duschen zwischen Schlauch und Brause installiert wird, wo er Wasserdurchsatz sowie die Temperatur des Wassers misst. Der Duschende erhält dann, nach einer Einlernphase des Geräts, Feedback über seinen Wasserverbrauch. Staake erklärte, dass das Heizen von Warmwasser mehr Energie im Haushalt benötigt als Beleuchtung, Waschmaschine, Trockner und Kochen zusammen. Deshalb ist es erstrebenswert, den Wasserverbrauch beim Duschen zu reduzieren. Durch eine umfangreiche Studie, so der Dozent, konnte festgestellt werden, dass der Wasserverbrauch bei den ProbandInnen im Schnitt um 23%  zurückgegangen ist.

Zuletzt ging Staake noch kurz auf die Analyse von GPS-Daten aus Kraftfahrzeugen ein. Mit diesen Daten kann das Fahrverhalten der Nutzer analysiert werden, um beispielsweise feststellen zu können, ob für den Fahrer ein Elektroauto sinnvoll ist oder nicht. Herr Professor Staake erläuterte aber nicht nur den technischen Aspekt dieser Daten, sondern ließ auch den Datenschutz nicht außer Acht.

Für den stilvollen Ausklang des Abends sorgten nach der Vorlesung noch Buffet, Umtrunk und Jazzmusik im Foyer der ERBA.

 

Fotos: Anna Kupfer, Lehrstuhl EESYS

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