„Nichts wirklich Wichtiges ist ohne Leidenschaft erreicht worden“ (G. W. F. Hegel).
Die Theatergruppe e.g.o.n. („Es geht ohne Namen“) erfreut seit sechzehn Jahren mit zahlreichen Theaterstücken das Publikum in Bamberg. Grund genug, sie näher kennen zu lernen und hinter die Kulissen zu schauen. Entstanden im Rahmen des Jugendkulturtreffs IMMER HIN, vereint die Gruppe bis heute leidenschaftliche junge Schauspieler. Im Vorfeld der Premiere des neuen Theaterstückes „Prometheus“ habe ich die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen mit der Regisseurin, Regie-Assistenz sowie einem der Schauspieler.
Noch bevor das Interview anfängt, kann ich einiges über die ungewöhnliche Theatergruppe erfahren. Im großen hellen Raum des Kulturtreffs IMMER HIN, der „Heimat“ von e.g.o.n., laufen die Proben. Während eine Szene gespielt wird, folgen die anderen Darsteller dem Regiebuch und geben anschließend Feedback. Auf mich wirkt der Probenablauf wie eine perfekt aufeinander abgestimmte Routine, der man anmerkt, dass mehrere Monate Arbeit dahinterstecken. Nach den Proben kümmert sich die Regisseurin dann um eine Reihe organisatorischer Aufgaben. Denn die Premiere ist nah und die Theatergruppe für alles selbst verantwortlich – Bühnenbild, Kostüme, Pressearbeit. Für einen Außenstehenden wirkt das wie eine große Last, aber für die Theatergruppe gehört es zu ihrer Leidenschaft zum Schauspiel einfach dazu. Dieser erste Einblick hinter den Kulissen macht klar: Hier kommen Talent und Erfahrung zusammen.
Im Anschluss an die Proben habe ich Gelegenheit, drei Interviews zu führen. Judith Müller-Reichert ist Regisseurin und zugleich eine der Schauspielerin, Evi Plötz macht die Regieassistenz und spielt zudem die Göttin Athene und der Schauspieler Sebastian Burkard verkörpert Prometheus, die Hauptrolle in dem aktuellen Stück.
Wie ist die Theatergruppe entstanden?
Die Entstehungsgeschichte beginnt mit Regisseurin und Schauspielerin Judith Müller-Reichert. Vor ihrem Studium der Psychologie machte sie 2001/2002 ein FSJ im IMMER HIN in Bamberg. Im September 2002 gründete sie dort zusammen mit ihrem Bruder und zwei anderen Freunden Theatergruppe e.g.o.n. Heute ist die Gruppe fünfmal so groß wie zu Beginn und von den Anfangsmitgliedern ist nur Judith geblieben. Bei e.g.o.n. machen vor allem junge Leute, Studenten oder Schüler, mit, weshalb sich die Zusammensetzung von Zeit zu Zeit ändert.
Woher kommt die Leidenschaft fürs Theater?
Für Sebastian Burkard besteht diese Leidenschaft in der Möglichkeit, in eine andere Persönlichkeit zu schlüpfen, und das Leben dieser Person zu erfahren. „Wenn das Licht angeht und ich auf der Bühne stehe, empfinde ich dieses Gefühl, in einer irrealen Welt zu sein“, erzählt er. Evi Plötz’ Passion fürs Theater liegt darin, sich in eine andere Welt begeben zu können. Judith Müller-Reichert liebt das Theater, weil sie dort verschiedenste Perspektiven einnehmen kann, und viel Raum für Individualität hat. Für sie ist es etwas ganz Besonderes, jeder Rolle eine persönliche Note zu geben.
Wie wichtig ist euch der Kontakt zum Publikum?
„Die Welt des Theaterstücks dem Publikum darzustellen, es daran teilhaben zu lassen und durch das Theaterstück abzuholen“, das macht den entscheidenden Unterschied für Sebastian. Es sei dennoch nicht einfach, in jedem Theaterstück die Reaktion des Publikums und die Intensität der Stimmung im Saal einzuschätzen.
„Vier unterschiedliche Aufführungen erhalten vier unterschiedliche Reaktionen“, sagt Judith. Applaus am Ende einer Szene oder das Lachen an der richtigen Stelle bestärkt die Schauspieler sofort. Solch einen direkten Kontakt mit dem Publikum herzustellen sei eine große Motivation und ein Erfolgserlebnis.
Ein Fehler oder eine vergessene Textstelle – alles kann während des Spiels passieren. Ich frage die Schauspieler, wie sie damit umgehen. Alle sind einer Meinung: „Ein Fehler kann überspielt werden.“ Es sei eine Sache der Übung, mit solchen Situationen umgehen zu können. Jeder kennt den Text und kann den anderen notfalls „retten“.
Eine Routine, die viel abverlangt: Proben in der Freizeit und zu Hause Text üben sind nur ein Teil davon. Das Theater fordert viel Zeit und Selbstmanagement. Wie kommen nun unsere Interviewten damit klar, wie vereinen sie Hobby und Privatleben? Persönliche Einstellung, Leidenschaft und Organisation – das sei entscheidend bei der Routine der e.g.o.n.- Schauspieler. Judith ist insbesondere für die Unterstützung und das Verständnis ihrer Familie dankbar. Wichtig ist ein bewusstes Prioritäten-setzen, um das Theater mit ihrem Alltag zu vereinen.
Das Interview führte Katerina Papeta.