Weyermann goes Buddenbrook

17. Dezember 2014 - Carolin Fügener

In gewollt stilechtem Ambiente fand am vergangenen Mittwoch die erste von fünf Lesungen der Buddenbrooks statt. Eckhart Neuberg führte durch den Abend, der trotz der soliden Leseleistung und Thomas Manns Lieblingsmusik nicht ganz zufriedenstellen konnte.

Rot und Gelb sind die offiziellen Farben der in Bamberg seit bereits 135 Jahren ansässigen Malzfabrik Weyermann. Nach außen hin schmückt man sich mit dieser Farbkombination zwecks der Wiedererkennung seiner Produktreihe, aber auch hinter den Kulissen scheint sie Identität und Zusammenhalt zu stiften. So ist es kein Wunder, dass man sich merklich wenig am scharfen Kontrast zwischen den knalligen Farben der Bilderrahmen, die Fotos der Weyermann-Mitarbeiter zeigen, und dem ansonsten eher klassischen Interieur der Villa Weyermann stört.

Nichtsdestotrotz ist die Villa Weyermann ein geeigneter Ort für eine Lesung der Buddenbrooks. Wenn auch etwas später erbaut als das Haus Johann Siegmund Manns, dem Großvater Thomas Manns, das Pate für den Familiensitz der Buddenbrooks stand, atmet das Haus den Geist einer aufstrebenden Kaufmannsfamilie. Gewissermaßen als Gastgeberin der Abendgesellschaft saß auch Sabine Weyermann unter den Gästen, die wohl aus Ermangelung eines Saales im Flur des Herrenhauses Platz nehmen mussten.

Nach einer angenehm kurzen Einführung zeigte sich schließlich Eckhart Neubergs Erfahrung, die er bei den Lesungen zu Der Zauberberg und Lotte in Weimar sammeln konnte. Sicher und akzentuiert liest er die, bei Thomas Mann häufig zu findenden, hypotaktischen Satzkonstruktionen. Deutlich hebt er verschiedene Charaktere voneinander ab, wenn dies auch hin und wieder etwas zu gestelzt und überspitzt wirkt. Dennoch schafft er es, den Zuschauer in den Text eintauchen zu lassen.

Die Textauszüge gliedern die fünf Abende, indem bestimmten Erzählsträngen bei den jeweiligen Lesungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. So folgte der erste Abend der jungen Tony Buddenbrook und deren Hadern mit ihrem gutsituierten Verehrer Bendix Grünlich, der bei einer Heirat eine beträchtliche Summe in das Familienunternehmen einbringen würde. Getrennt wurden die Textpassagen durch kurze Musikeinspielungen von Thomas Manns Lieblingsstücken. Im Falle Tonys und ihrer ersten Begegnung mit dem jungen Morten Schwarzkopf waren hier passend Auszüge aus Wagners Tristan und Isolde zu hören, deren Liebestod bereits die weiteren Geschehnisse andeuteten.

Trotz der Liebe zum Detail ließ der Abend aber schließlich das Besondere vermissen. Ob die Textauswahl auch für Nichtkenner des Romans geeignet ist, bleibt offen. Wer aber Thomas Manns wohlklingende Sätze bei einer soliden Lesung in mehr oder weniger adäquatem Ambiente genießen möchte, kann für die restlichen drei Termine noch Karten beim E.T.A.-Hoffmann-Theater erstehen.

 

Weitere Termine: 16., 17. und 18. Januar 2015

 

Text: Kevin Dühr

Foto: Thomas Bachmann

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