Ein Vierteljahrhundert voller Geschichten im Kurzfilmformat
An der Wand werden schon die Tage abgestrichen, der Alltag des Herrn, der uns präsentiert wird, wirkt trostlos. Als es an seiner Tür klingelt, steht metaphorisch die kulturelle Bekämpfung der Bedeutungslosigkeit vor der Tür und er ist gerettet! Schon der Trailer der 25. Bamberger Kurzfilmtage lässt schmunzeln.
Dieses Jahr feiern die Kurzfilmtage vom 23. Februar bis 01. März ihr 25-jähriges Jubiläum und können als ältestes Kurzfilmfestival Bayerns auf einige spannende Jahre zurückblicken. Über 700 eingereichte Filme aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol sind in diesem Jahr zu bestaunen. In der Retrospektive werden aber auch Filme aus der Geschichte des Festivals gezeigt. So können die Besucher beides genießen: Das Beste aus der Geschichte der Kurzfilmtage und aufregende neue Werke. Jährlich finden sich hier rund 5000 Besucher aus Bamberg und von außerhalb ein. Gerade zum Jubiläum ist der Ansturm natürlich vorprogrammiert.
Spannend sind aber nicht nur die Kurzfilme, sondern schon allein die Räumlichkeiten, in denen sich das Filmpublikum an den vielen kinematischen Schätzen der Kurzfilmtage erfreuen kann. Gezeigt werden die Filme hauptsächlich im Luli-Kino, dem ehemaligen UFA-Kino und dem unter anderem als Bestes Kino Deutschlands 2011 preisgekrönten Lichtspielkino.
Das Luli-Kino ist der Ort des ersten Films – oder vielmehr der Kurzfilmsammlung „Drachentöter“ – den ich mir ausgesucht habe. Ein Teppichladen mit Kinoflair. Rote Vorhänge auf dem Weg zum Kinosaal, ganz klassisch also. Am Treppenaufgang bekommen die Gäste Stimmzettel in die Hand gedrückt, mit denen sie den Filmemachern zum Publikumspreis verhelfen können. Neun Kurzfilme werden in dieser Kategorie gezeigt. Erzählt werden Geschichten vom Ruhestand, dem Partymachen und dem Gras, das doch irgendwie immer grüner auf der anderen Seite erscheint. DER SPÄTE VOGEL (2014) erzähl zum Beispiel von der 71-jährigen Thea, die in einem abgestürzten Astronauten eine Chance sieht, aus der langweiligen Kleinstadtidylle auszubrechen und auf weite Reise zu gehen.
Wie auch “Drachentöter“ gehört die Kurzfilmsammlung, die unter dem Titel „Maskerade“ zusammengefasst wird, zum Spielfilm-Wettbewerb. Unter anderem wird der Kurzfilm ALPHA (2014) gezeigt. Der Regisseur, welcher bereits dem Charme Bambergs erlegen ist, stand nach dem Film für eine kurze Fragerunde zur Verfügung und erklärte, dass der Film tatsächlich autobiografisch inspiriert sei. Auch Animationsfilme sind natürlich vertreten, so zum Beispiel der mit einer Minute Spieldauer kompakteste Beitrag in dieser Kurzfilmreihe RECENTLY IN THE WOODS (2013), in dem sich ein Einhorn mit zwei tyrannischen Pferden herumschlägt. Laut Macher Daniel van Westen ist schon das nächste Werk geplant, diesmal geht es um einen Kraken mit Ballon-Stand.
Für alle, die noch nicht genug haben, gibt es den Festival-Club, in dem neben den Filmveranstaltungen noch einiges mehr geboten wird. Mit etwas Glück kann sogar der ein oder andere Filmemacher angetroffen und zu seinem Schaffen befragt werden.
Das Einzige, was etwas schade ist, ist, dass das Ganze so schnell wieder vorbei ist. Aber wer das Spektakel bis jetzt verpasst hat, braucht sich keine Sorgen machen: Noch bis Sonntag werden kleine Meisterwerke gezeigt. Zum Abschluss kann man noch mal alle Preisträgerfilme bestaunen, sowohl die Gewinner in der Jury-Wertung als auch die Publikumslieblinge, für die schon die ganze Woche abgestimmt wird.
Zur Website der Kurzfilmtage kommt ihr hier, wo ihr auch das Programm für heute und morgen findet: http://www.bambergerkurzfilmtage.de/
Trailer: http://www.bambergerkurzfilmtage.de/neues/2015/2/23/trailer-der-25-bamberger-kurzfilmtage