Rezension: "Woods of Birnam" mit "Searching for William"

Rezension: "Woods of Birnam" mit "Searching for William"

31. Januar 2019Anna Hench

Gestern und heute, am 31.01.19, hat das E.T.A-Hoffmann-Theater die Pop-Band „Woods of Birnam“, angeführt von Schauspieler und Musiker Christian Friedel, zu Gast.

Aufgeregtes Gemurmel erfüllt das gut besetzte und spontan noch mit Gästen aus den oberen zwei Rängen aufgefüllte Parkett. Alle beäugen gespannt die mit Musikinstrumenten und Mikrofonen bestückte Vorbühne, die durch den bis zu einen halben Meter herunter gelassenen Eisernen Vorhang von der Hauptbühne getrennt ist. Gerade so kann man die Füße eines Keyboards und eines Schlagzeugs dahinter erahnen. Dann tut sich was auf der Seitenbühne und die Band tritt auf; unspektakulär und so entspannt, als würden sie zur Technikmannschaft des Hauses gehören.

Leadsänger Christian Friedel tritt ans Mikrofon und stellt sich und seine Band dem Publikum vor. Mit seiner authentischen, lockeren Art schafft es der brünette Wuschelkopf binnen weniger Sätze, die Zuhörer auf seiner Seite zu haben und auf den Abend einzustimmen. Zudem klärt er sie über die ungewöhnliche Konstellation des Abends auf, der das eigentliche Repertoire der „Searching for William“-Tour mit Bescheidenheit beehrt, da die Performance auf die alternative Konzertebene „reduziert“ wurde. Nach dem Auftritt der Band am 30.01. stellt sich die Frage, was genau man auf die gebotene Show noch draufsetzen wolle – doch dazu später mehr.

Für alle Leser, welche die diesem Artikel vorausgegangene Vorankündigung des Events verpasst haben, wird hier noch einmal ein Ausschnitt daraus zitiert, der den bisherigen Werdegang der Band verknappt zusammenfasst:

>Das von Christian Friedel schon länger geträumte Konzept, Texte des berühmten englischen Dichters aufzuarbeiten und in Liedform zu vertonen, erfuhr 2012 durch die Neuproduktion des „Hamlet“ von Roger Vontobel seine vollständige Entfaltung, als er mit seiner nur ein Jahr zuvor gegründeten Band ans Staatsschauspiel Dresden kam. Vontobel konzipierte darin den Hamlet als eine Figur, die ihre zerrissene innere Gefühlswelt durch Musik ausdrückt, und fand in Friedel und seiner Band den Kern seiner Inszenierung. Mit nur wenig Intervention seitens des Regisseurs war die Band frei, einen Pool von Liedern aus Shakespeares Textvorlage zu konzipieren und zu komponieren, von denen nur ein Bruchteil in die Inszenierung eingebaut wurde. Beide Parteien profitierten reichlich von dieser Zusammenarbeit, denn Vontobels gefeierte Produktion wird ab dem 16.02.2019 im D’Haus (Düsseldorfer Schauspielhaus) zu sehen sein, und „Woods of Birnam“ bündelte ihre entwickelten Songs und brachte „Searching for William“ auf den Markt.<

„Die Begegnung einer alten Sprache und moderner Musik, (…) performatives und manchmal auch hörspielartiges Theater“ heißt es im Programmheft des Konzerts, und dieses Versprechen wurde mit Größe überboten. Der von Christian Friedel inszenierte Abend lässt sich vorbehaltlos genießen, allein ihn rechtschaffend zu beschreiben fällt im Nachhinein schwer. Berauschend, begeisternd, berührend, bewegend. Mit diesen vier Worten lässt sich der Eindruck, den „Woods of Birnam“ hinterlassen hat, versuchsweise grob umreißen.

Egal ob Theaterliebhaber oder Musikfan, der Abend bietet für jeden Geschmack ein treffendes Äquivalent. Geschmeidig bewegt er sich über den berühmten Monolog aus Hamlet, säulenerzitternde Rockmusik, den Wahnsinn Macbeths, fetzige Popmusik und romantische, ausgewählte Sonette, die willkommenen Ruhepolen in dem sensationellen, immer wieder überraschenden Musikrausch gleichkommen, hinweg. Am (Stroboskop-)Licht wird nicht gespart und noch weniger an der Nebelmaschine, während die Musik das Parkett erbeben lässt. Und wenn, von Licht, Performance, oder Bühnenverwandlung abgelenkt, mal das eine oder andere Wort nicht verstanden wurde, dann möchte das sogar zum Genuss beitragen, da die alte englische Sprache in diesem Moment ihren Zauber wirken lässt und, im wahrsten Sinne des Wortes, Musik wird.

Fazit der Redakteurin: Ein Abend, der Shakespeare gefallen hätte.

Am Donnerstag, den 31.01.19 um 19:30 Uhr spielt „Woods of Birnam“ zum letzten Mal in Bamberg!
Restkarten gibt es für 7€ ab 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn an der Theaterkasse!

Bildnachweis: 
Marco Borelli
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