Der endlos tippende Affe - Eine Reise durch die Grenzen des eigenen Verstandes

Der endlos tippende Affe - Eine Reise durch die Grenzen des eigenen Verstandes

19. Dezember 2021Linus Glaser

Man nehme einen Affen, setze ihn vor eine Schreibmaschine, lasse ihn willkürlich auf der Tastatur herumtippen, gebe ihm unendlich viel Zeit und Papier und er würde irgendwann die gesamte französische Nationalbibliothek abgetippt haben. Mit allen Satzzeichen, Akzenten und Rechtschreibfehlern.

Dieses Gedankenexperiment kennen vielleicht die ein oder anderen von euch. Doch wie füllt man damit ein Theaterstück? Indem man viel mehr Themen als nur den Affen behandelt. Wäre auch langweilig, diesem einfach nur eine gute Stunde beim Tippen zuzusehen. Nein, es geht um mehr. Viel mehr. Wie bekommt etwas einen Sinn? Was ist eigentlich „Sinn?“ Was ist Zeit? Und was hat es mit der Unendlichkeit überhaupt auf sich? Man merkt sofort, dieses Stück ist nichts für Menschen, die ein simples, sinnvoll strukturiertes und abgeschlossenes Gesamtstück sehen wollen. Ganz im Gegenteil. Das wird bereits beim Disclaimer zu Beginn des Stücks klar. Zugegeben, es ist verdammt schwer, eine sinnvolle Kritik über ein sinnfreies Stück zu schreiben. Und sinnfrei ist hier als durchweg positives Adjektiv anzusehen. Dementsprechend verwundert es nicht, dass es enorm kompliziert ist, allem Gesagten ständig zu folgen. Ich möchte mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass es gar unmöglich ist, jede einzelne Zeile zu verstehen. Doch darum geht es auch nicht. Der endlos tippende Affe ist kein „klassisches“ Theaterstück. Vielmehr ist es eine Einladung, über Leben, Existenz, Zeit und Unendlichkeit nachzudenken. Und man darf nicht enttäuscht sein, dass einem das Stück keine befriedigenden Antworten auf eben jene Fragen gibt. Und das ist auch gut so.

Ich kann „Der endlos tippende Affe“ jedem Menschen empfehlen, der sich intellektuell fordern will und der gerne über Gott und die Welt nachdenkt. Auch mit seiner Spielzeit von gerade einmal einer Stunde und zehn Minuten ist dieses Affentheater ein relativ kurzes Spektakel, zieht sich dadurch aber auch nicht und hat so genau die richtige Länge, um gedanklich nicht zu früh abzuschalten.

Der endlos tippende Affe wird noch bis zum 20.02.2022 im ETA Hoffmann Theater im STUDIO gespielt. Karten können online, per Telefon oder zu den Vorverkaufszeiten reserviert werden. Ab 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn können gegen Vorlage eines gültigen Studierendenausweises Restkarten für sieben Euro erworben werden. Noch ein kleiner Hinweis: Aufgrund der momentanen Corona-Lage sind die Sitzplätze auf ein Viertel reduziert und es gilt die 2G+ Regel mit Maskenpflicht am Sitzplatz. Wer mit dem Gedanken spielt, dem Stück eine Chance zu geben, sollte also sichergehen, dass es noch verfügbare Karten gibt (am besten kurz vorher anrufen) und sich rechtzeitig um einen Schnelltest bzw. eine Boosterimpfung kümmern.

Bildnachweis: 
Martin Kaufhold
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