"Terry Pratchett's Wyrd Sisters": Weird, aber lohnenswert

13. Juli 2015 - Maria Dirschauer

Etwas ist faul im Staate Lancre, seitdem König Verence auf mysteriöse Weise verstarb und sein Cousin Duke Felmet samt intriganter Gattin die Zügel über das Reich in Händen hält. Wie gut, dass es da drei Hexen gibt: die kluge Granny Weatherwax, die etwas obszöne, aber gutherzige Nanny Ogg und die naiv-unschuldige Magrat Garlick. Sie bekommen den Sohn des toten Königs Verence, den sie eher aus Versehen Tomjon taufen, überbracht und beschließen, ihn einer Theaterkompanie als Adoptivsohn zu geben, um ihn vorerst zu schützen.

Blöd nur, dass der rechtmäßige Erbe des Throns noch in Windeln liegt und es mindestens 15 Jahre dauern wird, bis er den paranoiden und tyrannischen Duke Felmet stürzen könnte. Doch was wären Hexen ohne ein paar Zaubertricks im Ärmel? Trotz des Einwands von Magrat, dass Hexen sich nicht in politische Angelegenheiten einmischen sollen, versetzen die drei Hexenschwestern das gesamte Land Lancre 15 Jahre in die Zukunft, während Tomjon mit seinen Theatereltern durch andere Länder zieht, in Ruhe heranwächst und seine Liebe zum Schauspielen entdeckt. Als eben diese Kompanie vom (gar nicht so närrischen) Narren des Dukes beauftragt wird, ein Stück aufzuführen, in dem er als gutmütiger Herrscher und die Hexen als Bösewichte dargestellt werden, müssen die Hexen rund um Granny Weatherwax natürlich erneut eingreifen. Doch am Ende kommt alles anders als erwartet, was an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden soll…

Die Bamberg University English Drama Group hat sich mit Terry Pratchetts Scheibenwelt-Roman Wyrd Sisters ein grandioses Werk zur Aufführung ausgesucht. Märchenhafte Szenerie, liebenswerte und ein bisschen verrückte Charaktere, eine Story zum Mitfiebern, sehr witzige und kluge Dialoge sowie Anspielungen an den englischen Großmeister William Shakespeare (MacBeth- und Hamlet-Kenner werden die einen oder anderen parodistischen Elemente entdecken) machen einen Besuch des Theaterstücks zu einem sehr lohnenswerten Abend.

Überzeugen können sowohl die schauspielerische Leistung und das Englisch-Niveau der Darsteller, als auch die authentischen Kostüme mit liebevollen Details. Allen voran sind die unterschiedlichen Darstellungsweisen der Hexen zu loben, Lucie Homann als Granny wirkt älter und weise, dabei gewitzt und selbstbewusst. Rebecca Huber ist die Verkörperung der bäuerlichen, lebensfrohen Nanny Ogg ebenso gelungen wie Edna Brodersen die Darstellung der schüchternen, fast kindlichen Magrat.

Auch das Ehepaar aus Duke Felmet und seiner Lady sorgt mehr als einmal für Lacher. Während der Duke – verkörpert von Valentin Kärner – in seinem Hygienewahn (da er das Blut seines Cousins nicht von den Händen los wird… das schlechte Gewissen lässt grüßen) von Sandpapier bis zur Käsereibe greift, versteht es Maren Helbig als seine Ehefrau geschickt, ihn mit ihrer eindringlichen Stimme zu manipulieren und erinnert dabei an die Herzkönigin aus Alice im Wunderland.

Bei der Premiere am 12. Juli war der Publikumsraum fast bis auf den letzten Platz gefüllt, auch wenn kuschelige 30 Grad herrschten. Das Bühnenbild ist einfach gehalten, was dem Sehvergnügen aber keinen Abbruch tut, da es durch markante Requisiten sowie eine Schattenspielwand und Musikeinspielungen unterstützt wird.

Fazit: Absolut sehenswert! Keine Angst vor der englischen Sprache, man versteht alles sehr gut und die English Drama Group gibt ihr Bestes, diesen Abend für alle zauberhaft zu gestalten.

Weitere Vorstellungen finden statt am 14., 15., 16. und 17. Juli um 19:30 Uhr im Chapeau Claque (Grafensteinstraße 16, 96052 Bamberg). Karten kosten für Studierende 6 €.