Die NMUN-Abschlusskonferenz steht kurz bevor

27. März 2015Ilka Rummel

Nach Wochen intensiver Vorbereitung ist es nun fast so weit: Die Bamberger NMUN-Delegation ist bereits in den USA angekommen und absolviert zur Einstimmung auf die große Abschlusskonferenz Ende März noch einige letzte Workshops in Washington D.C.

Zuvor haben uns Julia, Petra, Fabian und Martin noch ein paar Fragen beantwortet:

 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch für das NMUN-Projekt zu bewerben?

Julia (24, Master English and American Studies): „Ich habe ein Auslandssemester in Sheffield (United Kingdom) verbracht. Dadurch bin ich auch überhaupt erst darauf gekommen, mich bei NMUN zu bewerben: Mir hat es unglaublich gut gefallen, fünf Monate in einem anderen Land, einer anderen Kultur zu leben, und vor allem so viele internationale Studenten aus aller Welt kennen zu lernen. Auch in New York werden Studenten aus über 50 Ländern dabei sein, und wir diskutieren über Themen, die die ganze Welt betreffen.“

Martin (21, Bachelor Anglistik / Germanistik): „Einerseits, um hautnah mitzuerleben, wie Diplomatie und Politik auf internationaler Ebene funktionieren. Andererseits, um neue Leute kennen zu lernen und New York zu besuchen.“

Wie sah eure Vorbereitung auf die Simulationskonferenz der Vereinten Nationen in New York aus?

Julia: „Im Tutorium, das einige Teilnehmer vom letzten Jahr halten, haben wir uns mit „unserem“ Land, der Türkei, beschäftigt. Außerdem haben wir gelernt, Reden zu halten und zu verhandeln. Im Seminar haben wir uns mit den Vereinten Nationen und internationaler Politik allgemein auseinandergesetzt. Zwei besondere Highlights gab es in unserer Vorbereitung: Wir haben zusammen mit Coburger und Münchener Studenten eine zweitägige Probekonferenz abgehalten, und wir sind für vier Tage nach Berlin gefahren, wo wir u.a. vom Türkischen Botschafter und von dem Türkei-Referenten des Auswärtigen Amtes einiges zur türkischen Politik gehört haben, und viele Fragen stellen konnten.“

Fabian (21, Bachelor Politikwissenschaften): „Spannend war für uns dort zu beobachten, wie der türkische Botschafter mit kritischen Fragen umgeht. Wir konnten uns abschauen, wie man solche Kritikpunkte auf diplomatische Weise entkräftet.“

Martin: „Für die Konferenz in New York müssen wir zudem noch Positionspapiere zu den jeweiligen Themen, die dort behandelt werden, verfassen. Das wird so ziemlich der letzte Schritt für unsere Teilnahme an NMUN NY sein.“

Fabian: „Das Semester war für uns alle sehr arbeitsreich, aber dennoch hat es sich auf jeden Fall gelohnt! Wir waren das ein oder andere Mal bis in die Nacht hinein in der Uni, um Reden zu üben oder Probekonferenzen abzuhalten. Das war natürlich anstrengend, aber wir haben auch alle unglaublich viel mitgenommen.“

Ihr vertretet in New York die Türkei. Welche Aspekte haben euch bei der Beschäftigung mit diesem Land überrascht?

Julia: „Mich hat überrascht, welche Rolle die Türkei in der internationalen Politik spielt, bzw. wie sie von anderen Staaten gesehen wird. Ich hatte die Türkei außenpolitisch vorher vor allem in Zusammenhang mit Syrien wahrgenommen, aber in der Vorbereitung ist mir klargeworden, dass viele Staaten die Türkei als Brücke oder Bindeglied zwischen westlichen Staaten und dem Nahen Osten sehen. Das ist für uns in New York natürlich spannend, wenn wir verbündete Länder suchen, die unsere Ideen unterstützen. Und mich hat überrascht, wie sehr sich die Türkei in den letzten Jahren angestrengt hat, mehr Einfluss in der Weltpolitik zu bekommen, um ein Global Player zu werden – durch viele neue Kooperationen mit Entwicklungsländern zum Beispiel.“

Martin: „Ich finde es interessant, wie selbstbewusst sich die Türkei auf internationaler Ebene verhält. Sie sieht sich nicht mehr nur als Brücke zwischen Europa und dem Nahen Osten, sondern wirkt mittlerweile viel mehr wie ein Global Player, der am liebsten überall seine Hand im Spiel haben möchte. Beispielsweise ist die Türkei nach China einer der größten Investoren auf dem afrikanischen Kontinent und fördert den Kontinent auch enorm in seiner Entwicklung. Auf die UN bezogen hatte sich die Türkei letztes Jahr auch wieder für einen Sitz im Sicherheitsrat für 2015 beworben, obwohl sie bereits 2009/10 nichtständiges Mitglied war. Die Türkei will eben nicht mehr nur einfach eine Regionalmacht sein, sie will ganz oben mitmischen.“

Gibt es Positionen der Türkei, die ihr selbst eigentlich kritisch seht oder ablehnt und auf der Konferenz trotzdem vertreten werdet?

Julia: „Ich vertrete die Türkei in der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), wo wir über Themen wie ländliche Armut und Ernährungssicherheit diskutieren. Da die Türkei sich hier ziemlich stark engagiert, habe ich „Glück“: Ich werde wahrscheinlich nichts sagen müssen, hinter dem ich nicht auch persönlich stehe.“

Fabian: „Ich vertrete die Türkei im Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Das ist eine große Herausforderung, da die Türkei nicht gerade zu den Vorreitern gehört, was den Umweltschutz anbelangt.  Für die Türkei hat das Wirtschaftswachstum absoluten Vorrang, was nun mal auf Kosten der Umwelt geht. Internationale Klima- oder Umweltschutzabkommen würden dieses Wirtschaftswachstum eher hemmen, ich muss also versuchen solche Vereinbarungen zu blockieren oder abzuschwächen. Da bleibt die eigene Ideologie leider auf der Strecke, aber das gehört zu der Simulation dazu. Man lernt die Problematik der Umweltpolitik von einer anderen Seite kennen und versteht zum Beispiel, warum seit gut 20 Jahren immer noch kein richtiges Klimaabkommen auf dem Tisch liegt.“

Petra (Master EES): „Zu meinen Themen gibt es so direkt keine kritischen Positionen. Was schwierig werden könnte, ist eher die Diskrepanz zwischen dem, was die Türkei derzeit nach außen hin signalisiert (beispielsweise durch Statements von Erdogan), und was sie vertreten will.“

Martin: „Die offizielle Seite der Türkei tut sich schwer mit der Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern. Das ist ein Aspekt, mit dem ich meine Probleme habe. Auch mit manchen Aussagen Erdogans kann ich mich persönlich nicht wirklich anfreunden. Aber als Diplomat gehört es nun einmal dazu, Ansichten zu vertreten, die man selber ablehnen würde.“

 

Danke an Julia, Petra, Fabian und Martin für die interessanten Einblicke in das NMUN-Projekt!

Wir wünschen euch eine spannende Zeit in New York und eine erfolgreiche Abschlusskonferenz!

Hier geht's zu unserem Info-Artikel zum NMUN-Projekt.

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