Lesung mit Autorin Jenny Erpenbeck

Lesung mit Autorin Jenny Erpenbeck

14. November 2021Quirin Bortenschlager

Am 15. November 2021 liest die preisgekrönte Autorin Jenny Erpenbeck aus ihrem neuen Liebesroman „Kairos“ am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft vor.

 

In der tragischen Geschichte über eine toxische Liebesbeziehung lernt die neunzehnjährige Katharina Ende der 1980er Jahre in der DDR den vierunddreißig Jahre älteren Hans kennen. Eine komplizierte Romanze entpuppt sich: Hans ist nicht nur verheiratet, sondern hat auch den Wandel vom indoktrinierten Hitlerjungen zum überzeugten Kommunisten hinter sich.

Jenny Erpenbeck hat schon viele Bücher mit Leben gefüllt, obwohl sie eigentlich gelernte Buchbinderin ist. Zudem wirkte sie bei zahlreichen Theaterproduktionen mit, unter andere, bei einer Inszenierung von „Tristan und Isolde“ bei den Bayreuther Festspielen 1993. Die inzwischen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Schriftstellerin ist Mitglied in mehreren Akademien und war 2013 Professorin für Poetik in Bamberg.

Am 15. November findet eine Vorlesung zu ihrem neuesten Roman um 20 Uhr im Gebäude an der Universität 2, 96047 Bamberg, Raum 0025 statt. Nachdem es sich um eine Präsenzveranstaltung handelt, ist eine Anmeldung (unter lehrstuhl.germ-lit1@uni-bamberg.de) erforderlich.

 

Weiter Informationen findet ihr hier.

Bildnachweis: 
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ETA fragt... "Desintegriert Euch!"

ETA fragt... "Desintegriert Euch!"

04. Dezember 2018Anna Hench

Am Montag, den 3. Dezember, war im Rahmen des Formats „ETA fragt…“ der Autor Max Czollek mit seiner Polemik zur Integrationspolitik „Desintegriert Euch!“ zu Gast am ETA Hoffmann Theater. Moderiert von Chefdramaturg Rhemsi Al Khalisi entfaltete sich von Buch und Interview ausgehend eine Diskussion über das deutsche Selbst- und Zugehörigkeitsverständnis und die Frage nach der Erstarkung rechter Parteien und Gruppen.

Zwei bequeme Sessel, einer rot, einer blau, und ein Beistelltischchen mit gefüllten Wassergläsern dazwischen suggerieren eine sowohl gemütliche als auch professionelle Atmosphäre auf der Studiobühne des ETA Hoffmann Theaters. Gerne nimmt das gespannte Publikum im Zuschauerraum Platz, trotz der klassischen Trennung von Parkett und Bühne sitzt man nah beieinander, und Dramaturg Rhemsi Al Khalisi kommt um Punkt 20 Uhr ohne großes Federlesen gleich zur Sache.

Max Czollek, der studierte Berliner Politologe und freiberufliche Beschäftigte am Maxim Gorki Theater tritt leger und schick zugleich auf. Unter dem grauen Sakko zur farblich passenden Jeans trägt er eine sportliche Zwischenjacke, an den Füßen einfache, braune Schnürschuhe. Niemand im Publikum hat Zweifel daran, dass der junge Mensch in dem blauen Sessel eine starke, nicht weichgespülte Meinung besitzt, und diese auch gebildet zu vertreten weiß.

Wer ist heute Jude in Deutschland?

Dieser Eindruck wird von den von Czollek vorgelesenen Textpassagen bestätigt und weiter ausgeführt. Sein polemisches Werk „Desintegriert Euch!“ ist neben der Reflexion der Relation des Judentums zum Deutschen ein Versuch, die Selbstwahrnehmung der deutschen Gesellschaft im Hinblick auf das Judentum zu analysieren. Denn sehr wenig, stellt Czollek fest, hat wirklich mit dem anderen zu tun. Er kommt zu der Überzeugung, dass entscheidend für die Integration nicht das Judentum selbst ist, sondern das Selbstverständnis des deutschen Kollektivs im Hinblick auf die mörderische Geschichte des Landes. Die zwanghafte Wiedergutwerdung der Deutschen und die damit einhergehende Abgrenzung von der Ideologie des Dritten Reichs hat sich stark in die Mentalität der deutschen Gesellschaft eingebrannt. Die „guten Deutschen“ beschäftigt eine wiederkehrende Frage nach den am besten integrierten Judenfiguren als Verarbeitungsbeweis der Nazizeit – Deutschland wurde von den Nazis befreit, eigentlich waren wir alle schon immer freundlich! Oder?

 „Man wird ja wohl noch sagen dürfen…“

Wer die Fußballweltmeisterschaft 2006 noch vor Augen hat, wird sich an die Euphorie erinnern, die mit dem, gefühlt, wieder gerechtfertigten Stolz einherging, die schwarz-rot-goldene Fahne öffentlich schwenken zu dürfen. „Endlich dürfen wir wieder!“, war der zentrale Satz dabei, als wäre ein universelles Verbot aufgehoben worden und die kollektive Erleichterung darüber geradezu grenzenlos. Aber in diesem Zusammenhang muss sich ein Widerspruch feststellen lassen: ist es nicht zweierlei Maß, sich über die Unterdrückung des eigenen Nationalgefühls zu empören und im selben Atemzug zu sagen, man wäre damals von einem Nationalgefühl befreit worden?

Der Knackpunkt dieser Argumentation liegt in dem eigenen Selbstbild, wiederkehrend betonen zu müssen, dass man nicht im Entferntesten etwas mit dem Gedankengut der Nationalsozialisten zu tun hat - und sich ständig dadurch definieren zu müssen, dass man sich von etwas abzugrenzen hat, schürt Unzufriedenheit. Diese Wunde wissen die rechten Parteien jetzt brisanter denn je auszuschlachten, seit jeher ist die vor allem emotionale Rückführung auf patriotische Zusammengehörigkeit ihre persönliche Expertise.

„Ich bin kein Nazi, aber...“

Max Czollek liefert in seinem Buch kein Patenrezept dafür, wie man mit dem erneuten Machtgewinn der rechten Parteien und der zunehmenden Radikalisierung umzugehen hat. Darum geht es ihm auch nicht, denn im Gespräch fragt er: „Kann man Probleme nur ansprechen, wenn man eine Lösung dafür parat hat?“ Sich wichtige Fragen zu stellen und kritisch zu sein ist ein entscheidender Schritt. Wurden in der antifaschistischen Erziehung in Deutschland Fehler gemacht? Und welche waren das? Ist das kollektive deutsche Selbstbild zu revidieren, oder umzugestalten? Welche Rolle kommt dabei der Schul-/Bildung zu, und ist die Bildungspolitik vielleicht stärker gefordert?

Czollek ist in seinem Buch weder unparteiisch, noch übermäßig wissenschaftlich. Er steht klar auf seinem Standpunkt und scheut sich nicht, dabei auf so manche Zehen zu treten. Der letzte Satz seiner Einleitung drückt seine Absicht hervorragend aus: er zeigt Vorschläge auf, wie man sich handfest in der politischen Debatte positionieren kann – Faustregeln, sozusagen.

Bild: ETA Hoffmann Theater

Glitzer-Flitzer im Schlafzimmer - Lesung mit Virginia Woolf

Glitzer-Flitzer im Schlafzimmer - Lesung mit Virginia Woolf

29. November 2018Tina Tiedemann


Im E.T.A. Hoffmann Theater wurden die Besucher und Besucherinnen am Sonntag, denn 11. November von einer entspannten Bühnenkulisse empfangen. Das Bühnenbild lockte die Besucher mit der Botschaft "ein eigenes Zimmer", einem Buchtitel von Virginia Woolf, in den Theatersaal.

Ein bequemes Bett und eine Kommode, auf der unzähligen Bücher und Zeitschriften gestapelt waren - im Kontrast zu dem schlichten und funktionalen Bühnenbild trat Ewa Rataj mit ihrem bunten, mit Paletten bestickten Kostüm auf. Durch das auffällige Kostüm, aber vor allem durch ihre Präsenz, zog sie das Publikum in ihren Bann.

Während ihrer performativen Lesung begann sie über das Thema "Was ist eigentlich Feminismus?", so der Titel der Veranstaltung, vorzulesen.
Doch was ist überhaupt Feminismus? "Es ist kompliziert" rezipierte Rataj aus verschiedener Literatur, denn es ist schwierig, einen Begriff zu erfassen, wenn die Abgrenzungen zu anderen nicht klar definiert sind.

So begann sie aus der Literatur u.a. von Margarete Stokowski zu zitieren, die die mediendominierte Kontrolle des weiblichen Körpers beschreibt, der eine tägliche zwanghafte "To-Do-Liste" darstellt. Denn in den Medien wird durch die Produkte immer wieder betont, wie viele Defizite "frau" hat und wie "frau" diesen durch bestimmte Produkte entgegenwirken kann. Und all dies nur, um dem männlichen Geschlecht in der hetereo-dominiert geprägten Welt zu gefallen. So fand der Feminismus an dieser Stelle den Übergang vom Privaten in die Wissenschaft. Denn von nun an ging es um die Objektivierung des weiblichen Geschlechts, die Passivität, das Streben nach dem Gefallen anderer, welches an diese Rolle angegliedert ist. Doch wie entsteht dieses Bild der unschuldigen, naiven, hilfsbedürftigen Frau, die sehnsüchtig auf die Rettung ihres Traumprinzen wartet?

Fehlt es an weiblichen starken Vorbildern, an denen wir uns orientieren können? Oder ist es eher das Problem, dass diese starken weiblichen Rollenbilder nur viel zu selten Platz finden in den Geschichtsbüchern? So ist an dieser Stelle besonders Olympe de Gouges hervorzuheben, die als Frauenrechtlerin in Zeiten der Aufklärung und der französischen Revolution für Menschenrechte einstand und diese auch für die Frauen und Bürgerinnen einforderte. Oder auch Louise Otto-Peters, die Mitbegründerin der deutschen bürgerlichen Frauenbewegung. Sie kämpfte für die gleichwertige Ausbildung von Jungen und Mädchen, sowie sie sich deutlich für das Frauenwahlrecht aussprach, welches bisweilen seit bereits 100 Jahren in Deutschland besteht. Außerdem war sie eine der ersten Feministinnen, die die gesellschaftlichen Verhältnisse als Grundlage der Ungleichheit zwischen Frauen und Männern sah und diese weniger den biologischen Anlagen zuschrieb.

So machte es den Männern (nur?!) früher Angst, wenn sie einer dominaten, handelsstarken Frau begegneten, welches sich nicht nur in der Geschichtsschreibung, sondern auch in anderen literarischen Werken niederschlägt. So werden in Mythen und Märchen Frauen mit Macht negativ assoziiert und als Hexen und Sirenen betitelt, die die Männer in den Tod locken wollen und vor denen man Abstand nehmen soll.

Nach der Frage: "Wer ist ein Feminist oder eine Feministin?", die als Unterbrechung der Vorlesung von Rataj ins Publikum gegeben wurde, zeigte sich, dass noch immer viele Frauen heute Sorge tragen, dass sie, wenn sie sich als Feministin betiteln, als Wesen gesehen werden, die überspitzt gesagt, "Männern nach ihrem Leben trachten".

Es ist zwar kompliziert, was der Feminismus ist, aber so kompliziert ist es nun auch nicht!

Es geht beim Feminismus nicht darum, Männer zu hassen, sondern er beschäftigt sich mit dem sozialen Konstrukt der Benachteiligung der Geschlechter in verschiedenen Bereichen. Feminismus bedeutet also nichts anderes, so teilte Rataj mit, als die Gleichberechtigung von Menschen, also von Frauen UND Männern.

So beendete sie ihre performative Lesung mit der Take Home Message, passend nach einem Buchtitel von Ngozi Adichie: "We should be all feminists!"

Foto: ETA Hoffmann Theater Bamberg

Vorankündigung: Desintegriert Euch! – Lesung mit Autor Max Czollek im ETA Hoffmann Theater

Vorankündigung: Desintegriert Euch! – Lesung mit Autor Max Czollek im ETA Hoffmann Theater

28. November 2018Anna Hench

Am 3. Dezember 2018 kommt Max Czollek mit seinem streitbaren Buch „Desintegriert Euch!“ zu einer Lesung an das ETA Hoffmann Theater Bamberg. Moderiert wird der Abend von Chefdramaturg Rhemsi Al Khalisi.

Das ist Thema:
Im Rahmen des neu entstandenen Formats „ETA fragt…“ ist der Autor Max Czolleks mit seinem brisanten Werk „Desintegriert Euch!“ zu Gast. Das Buch hat in der kurzen Zeit, die es erst auf dem freien Markt ist, schon breite Wellen geschlagen und scheut sich nicht, als Polemik zur Debatte um Integration und Zugehörigkeit auf so manche Zehen zu treten. Die Wut des Autors ist explizit, denn die hierzulande herrschenden Migrationsregeln passen ihm gar nicht. Ein guter Jude, der stets zu Antisemitismus, Holocaust und Israel Auskunft gibt? Dieses "Integrationstheater" stabilisiert das Bild einer geläuterten Gesellschaft - während eine völkische Partei Erfolge feiert. "Desintegriert euch!" ist eine Attacke gegen die Vision einer alleinseligmachenden Leitkultur.

Im Anschluss an die Lesung wird es eine Gesprächsrunde als Möglichkeit zur Diskussion mit Autor Max Czollek und Dramaturg Rhemsi Al Khalisi geben.

Wann und Wo:
Die Lesung ist eine einmalige Veranstaltung am 03.12.2018 um 20 Uhr. Gelesen wird auf der Studiobühne des ETA Hoffmann Theaters.

Foto: ETA Hoffmann Theater Bamberg