"Songs From the Second Floor" - Kein Theaterstück für jedermann

27. Januar 2016 - Maria Dirschauer

Es gibt diese Theaterstücke, bei denen man in eine andere Welt eintaucht, von der Handlung mitgerissen wird und hinterher mit einem wohligen, guten Gefühl rausgeht. Well, let me tell you… “Songs From the Second Floor“ gehört nicht dazu.

Vielleicht liegt es an mir, vielleicht bin ich nicht gebildet genug, um manche Sachen zu verstehen oder ich bin einfach nicht der Typ für abstraktes Theater. Aber von diesem Stück war ich leider ein wenig enttäuscht. Umso mehr, weil ich letzten Sommer bei einer anderen Vorführung der Bamberg University English Drama Group zu “Wyrd Sisters“ war und regelrecht begeistert davon berichtete.

Beloved be the one who sits down

Wenn man mich nun fragt, worum es in “Songs From the Second Floor“ eigentlich geht, muss ich antworten: Ähm… joa. Menschen. Mit Problemen. Gut, ich war schon vorher ein wenig skeptisch gewesen, da die Ankündigung eher kryptisch formuliert war. Was hat man zu erwarten von einem “post-industrial epic“, das auf einem schwedischen Film aus dem Jahr 2000 basiert?

Der Zuschauer wird mit kurzen, meistens deprimierenden Szenen konfrontiert. Die Darsteller (und davon gibt es überraschend viele) wechseln in ihren Rollen, sind mal Männer, mal Frauen. Oft in ihren Wohnungen oder auf der Arbeit anzutreffen, reicht das Panorama der Depressionen von zwischenmenschlichen Problemen, Versagen auf der Arbeit, Geldsorgen bis hin zu Suizid und Schuldgefühlen. Doch nie wird eine Situation genauer erklärt oder gar aufgelöst, man erfährt nur selten die Namen und Hintergründe. Das Licht geht aus, eine Stimme aus dem Off sagt den Ort der nächsten Szene an. Zack. Eine hervorstechende, weil durchgängig vorkommende Figur ist ein Mann, der sein Geschäft niederbrennt und dessen Sohn Gedichte schrieb und dadurch in der Psychiatrie gelandet ist. Wiederkehrende Sprüche wie „Poetry! My son’s writing poetry and it's made him nuts“ sorgen für einige Lacher in der sonst eher düsteren, apokalyptischen Gesamtstimmung.

Dabei möchte ich gar nicht die Leistungen aller Beteiligten unerwähnt lassen. Die Schauspieler sind durchweg sehr engagiert und talentiert, ihr Englisch in den meisten Fällen beeindruckend (immerhin sind es keine Muttersprachler). Licht und Musik setzen stimmungsvolle Akzente. Das Bühnenbild ist zugegebenermaßen einfach, aber dank der Treppen vielfältig einsetzbar.

Wer sich zu diesem abstrakten Theater eine eigene Meinung bilden möchte, hat dazu noch am 29. Januar um 20 Uhr Gelegenheit. Wenn ihr mehr versteht als ich, sagt mir gern Bescheid.

 

Unteres Foto: BUEDG

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