Die Spielzeit 2021/22 am ETA Hoffmann Theater

ETA Hoffmann Theater_Spielzeit 2021/22

Die Spielzeit 2021/22 am ETA Hoffmann Theater

01. Juli 2021Anna Hench

Am 1. Juli 2021 haben Bambergs Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar und das künstlerische Leitungsteam um Intendantin Sibylle Broll-Pape das Programm des ETA Hoffmann Theaters für die kommende Spielzeit 2021/22 bekannt gegeben. Mit dem Wechsel des bisherigen Chefdramaturgen Remsi Al Khalisi besteht die künstlerische Leitung ab diesem Herbst nebst der Intendantin aus den Dramaturginnen Victoria Weich und Petra Schiller.

Wichtig ist dem ETA vor allem eines: endlich WIEDER IM SPIEL sein. So ist auch das Spielzeitmotto der kommenden Saison zu verstehen, das weniger eine stringente dramaturgische Einheit als die Freude an den gespielten Stücken in den Fokus rückt. Einige Produktionen werden aus den letzten zwei Jahren über- bzw. wiederaufgenommen, aber auch im kommenden Jahr wird es 11 vielversprechende Neuproduktionen im Geiste des zeitgenössischen Selbstverständnis‘ des ETA geben.

Eröffnen wird die kommende Spielzeit am 8. Oktober 2021 Rainald Goetz‘ „Reich des Todes“, in einer Inszenierung der Intendantin für die Große Bühne. Ein hochaktuelles, gesellschaftspolitisches Stück um die grundsätzlichen Strukturen von Macht(-missbrauch), vorgeführt anhand des Wandels einer Demokratie in eine zerstörerische Autokratie. Die kleinere Studiobühne feiert zwei Tage später am 10. Oktober 2021 Spielzeitpremiere von Philipp Gärtners „Gold“ (Regie: Wilke Weermann), worin in einem zerstörerischen Goldklumpenregen der Spätkapitalismus untergeht.

Nachdem letztes Jahr das Weihnachtsmärchen „Herr Bello und das blaue Wunder“ des Bamberger Kinderbuchautors Paul Maar nicht zur Aufführung kommen konnte, ist für den 13. November 2021 ein zweiter Anlauf auf der großen Bühne geplant (Regie: Jana Vetten). Für das Studio hat der renommierte Schriftsteller Björn SC Deigner, mit dem das ETA eine erfolgsträchtige Zusammenarbeit pflegt, wieder ein Auftragswerk geschrieben, das am 19. November 2021 zur Uraufführung kommt: „Der endlos tippende Affe“ (Regie: Mirjam Loibl) verspricht ein ideologiekritisches Stück zum Sinn und Unsinn des Lebens, anhand des titelgebenden mathematischen Theorems des unendlich tippenden Affen.

Der in Bamberg bereits bekannte Regisseur Sebastian Schug wird am 26. November 2021 mit Eduardo de Filippos „Die Kunst der Komödie“ ein fulminantes Lustspiel über die Relevanz des Theaters auf die Große Bühne bringen, und das bereits für letztes Jahr angesetzte Stück „Gi3F (Gott ist 3 Frauen)“ von Miroslava Svolikova schafft es hoffentlich am 21. Januar 2022 ins Studio. Dieses Stück dürfte besonders Befürworterinnen der feministischen Bewegung zusagen (Regie: Jakob Weiß). Kurz darauf adaptiert Sibylle Broll-Pape am 28. Januar 2022 Olga Grjasnowas Roman „Gott ist nicht schüchtern“ in einer ETA-eigenen Theaterfassung für die Große Bühne.

Anlässlich des E.T.A.-Hoffmann-Jubiläumsjahres 2022 bringt das Stadttheater am 11. März 2022 eine Inszenierung des „Sandmanns“ (Regie: Hannes Weiler) im Studio heraus, den die meisten noch aus dem Deutschunterricht kennen werden. Außerdem kommt mit Heinrich von Kleists „Der zerbrochene Krug“ (Regie: Fabian Gerhardt) ein weiterer Schullektüre-Klassiker am 18. März 2022 auf die Große Bühne.

Den Spielzeitabschluss bilden wie immer die Calderón-Spiele ab 25. Juni 2022, wieder mit einem Shakespeare: „Romeo und Julia“ in der Regie von Matthias Köhler – die alten Fachwerk-Balkone in der Alten Hofhaltung sollen schließlich auch einmal wieder bespielt werden.

Ein ganz besonderes Highlight findet aber schon vorher im Mai 2022 statt: Die 38. Bayerischen Theatertage kommen nach Bamberg – und im Zuge dessen eine Neukonzeption des traditionsreichen Theatertreffens. Statt dass wie bisher alljährlich jedes bayerische Theater eine Produktion entsendet, wird nun alle zwei Jahre eine handverlesene Jury ein kuratiertes Festivalprogramm für die Theatertage zusammenstellen. Deshalb steht noch kein Programm für die 38. Ausgabe fest, aber das ETA arbeitet bereits eifrig daran, neue Spielräume in der Stadt für das Festival zu erschließen. Eröffnen wird die Bayerischen Theatertage ein Auftragswerk der renommierten Theaterautorin Theresia Walser, dessen Inhalt aber noch eine Überraschung ist. Prinzipiell folgt die aktuelle Planung der Vision einer fast normalen Spielsituation, die nicht nur Stücke hintereinander zeigen, sondern einer Festival-Atmosphäre mit Begegnungsmöglichkeiten und Feierlaune in der Stadt Rechnung tragen will.

Wir von Feki.de freuen uns auf jeden Fall auf die prall gefüllte, kommende Spielzeit!

Und noch ein Tipp: Das neue Spielzeitheft gibt es auch zum Download auf der Webseite des ETA Hoffmann Theaters.

Bildnachweis: 
Anna Hench

Wer soll das bezahlen?

Der Geizige, Wildwuchs Theater

Wer soll das bezahlen?

01. Februar 2019Steinhäuser Katharina

Das Wildwuchs Theater macht seinem Namen wieder alle Ehre und liefert ein verrücktes Spektakel ab. Im neuen Stück „Der Geizige“, basierend auf dem gleichnamigen Werk von Moliere, geht es um einen knausrigen Vater und dessen geldgierige Kinder. Der Sohn, Cléante (Daniel Reichelt), möchte die schöne, aber leider arme Mariane (Kristina Knoll) heiraten. Tochter Élise (Kristina Knoll) liebäugelt mit einer Hochzeit mit dem bediensteten Valère (Daniel Reichelt). Der Vater (Johannes Haussner) hat jedoch andere Pläne für seine Nachkommen. Dieser Konflikt zieht sich durch das ganze Stück.

Der weitaus größere Streitpunkt ist allerdings das Geld. Durch die exzentrische schauspielerische Darstellung des Vaters wird sehr deutlich wie sehr ihn die Gier und das Gold schon in den Wahnsinn getrieben haben. Dabei erinnert er schon fast ein bisschen an Gollum unter dem Fluch des Rings. Niemand darf von seinem Geld erfahren, niemand soll es bekommen und am liebsten würde er es fressen. Daher hockt der Vater auch die meiste Zeit auf seinem goldenen „Thron“ (nein, kein Königsthron ;-) ) und bewacht das darin versteckte Geld. Währendessen versuchen die Kinder es sich unter den Nagel zu reißen.

Wer sich vorher informiert, erkennt auf jeden Fall den Bezug zum Original von Moliere, auch wenn sich die Interpretation der Gruppe wie gewohnt relativ weit davon entfernt. Egal ob Vorwissen oder nicht, das Stück unterhält alle mal. Die überspitzte Darstellung der Handlung sorgt für jede Menge Lacher. Die Tatsache, dass eine Person jeweils mehrere Charaktere verkörpert ist zu Beginn etwas verwirrend, man gewöhnt sich aber im Laufe des Stücks daran.

Bei ihrer Performance scheuen die Akteure vor nichts zurück. Es wird wie wild unter der Bühne herumgekrochen, selbige erklommen oder durch den Saal gerannt. Dadurch wird die Grenze zwischen Bühne und Publikum ein Stück weit aufgelöst. Die fiktive Handlung wird immer wieder durch das Eingreifen des „Intendanten“ als Gott-gleiche Stimme aus dem Off unterbrochen, was für einen zusätzlichen humorvollen Bruch sorgt.

Mit nur wenigen Requisiten und einem simplen Bühnenbild (Johannes Haussner) wird die Geschichte lebendig erzählt. Anstatt mit dem moralischen Zeigefinger, Gier und Konsumwahn anzuprangern wird durch die bis zur Schmerzgrenze übertriebene Darstellung Kritik geübt.

An folgenden Terminen habt Ihr noch die Chance, euch das Stück anzusehen!

Weitere Termine:  2. & 15. Februar, 1. & 2. März

Wo? Haas-Säle Bamberg

Beginn ist jeweils um 20:00 Uhr

Kartenvorverkauf in der Buchhandlung Collibri und beim BVD Kartenservice.

Weitere Informationen unter: www.wildwuchs-bamberg.de

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Denis Meyer

Ich bin doch keine Maschine - Rezension von „Nachspiel: Dritte Halbzeit“

Ich bin doch keine Maschine - Rezension von „Nachspiel: Dritte Halbzeit“

26. Januar 2023Lisa Gromer

Als ob die auratische Präsenz der starren Köpfe lebendige Gestalt annehmen würde. Von diesem Gefühl wurde man beim Betreten des unterirdischen Gewölbes im ETA Hoffmann Theater überströmt. Durch das Beisammensein mit Büsten und Skulpturen mythologischer Wesen und antiker Helden wird die Sphäre von Würde und Erhabenheit komplettiert. Dabei kontrastiert das simple Setting auf kleiner Bühnenfläche gekonnt das dem Stück zugrunde liegende Thema des wahnhaften Beachtungsdranges und frenetischen Lobpreisens von Idealfiguren. Dennoch würde es dem Werk von Marvin Wittiber und Robert Milan Knorr gerecht werden, wortwörtlich mehr Raum zu erhalten.

Die von Requisiten durchstellte Bühne wird schnell in ein Fußballfeld umgewandelt, indem Robert Milan Knorr als der Protagonist im Monodrama einen Fußball um die Hindernisse dribbelt. In „Nachspiel: Dritte Halbzeit“ wird der immense Leistungsdruck professioneller SportlerInnen am exemplarischen Beispiel eines fiktiven erfolgreichen Fußballspielers aufgezeigt. Eindrücklich werden die psychologischen Folgen, vor allem auf das Selbstbild und die Identitätsfindung, durch Streben nach der Verkörperung vollkommener Perfektion beschrieben. Knorr, der selbst eine Vergangenheit als Leistungssportler im Zehnkampf hat, hatte hier die Möglichkeit, seine persönliche Erfahrung einzubinden.

„An einem Helden ist alles verzeihlich, nur nicht die Schwächen“, erkannte Jakob Boßhart, ein Schweizer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Exakt das ist auch der Anspruch an den Protagonisten. Zum Lebensmittelpunkt wird die Fußballkarriere deklariert, auf die alles untertänig bezogen wird. Der konditionierte Protagonist sucht seine Erfüllung, ja sogar seine Identität per se, in seinen Leistungsergebnissen, als ob dieser Einzelaspekt die Komplexität seines Charakters umfassend widerspiegeln würde.

Im Fortlauf des Stücks steigt die Skepsis hinsichtlich dieser Wertvorstellung sukzessive, die Hybris des anmaßenden Individuums wird mehr und mehr deutlich, sodass die expressive Inszenierung des Helden die Absurdität und Unnatürlichkeit herausstellt. Die andere Seite der Medaille wird dadurch aufgezeigt, dass der Protagonist nach jeglichen sich selbst übertreffenden Erfolgen die ernüchternde Nichtigkeit all dessen realisiert. Die restriktiven Lebensbedingungen hinsichtlich seiner Ernährung, sozialer Beziehungen - insbesondere Liebesbeziehungen - Freizeitgestaltung usw., welcher er primär für die Gunst, wenigstens Aufmerksamkeit, seines leistungsorientierten Vaters zu erspielen versuchte, vergebens. So wird das final zerbrochen-verkrampfte Ich vorgeführt.

Splitterfasernackt, enthüllt in all seiner Naturwüchsigkeit und Authentizität legt der Protagonist in der Dunkelheit die ‚Maske‘ ab und beendet, von Kopf bis Fuß schlammbeschmiert, „perfectly imperfect“ als Sterblicher das Stück. Mit einem resignativen Interpretationsansatz mag das mehrdeutige Ende jedoch auch als Anpassung an die ihn umgebenden statischen Figuren gesehen werden, womit er sich selbst in deren Reihen eingliedert und in Pose zu Stein erstarrt. Auf alle Fälle regt das Stück zum Nachdenken an und illustriert unter Einbeziehung von Intermedialität unterschiedlichster kultureller Bereiche, wie der Mythologie oder der Bibel, den anthropologisch konstanten Zusammenhang der Verherrlichung von Heldenfiguren in der Antike bis zur unmittelbaren Gegenwart. Schlüsselrolle übernimmt dabei das akustische Erzählen des Odysseus Mythos, da auch in „Nachspiel: Dritte Halbzeit“ die asymmetrische Vater-Sohn-Beziehung die Basis der Handlung darstellt. Die Intermedialität zeigt insgesamt nicht nur die Zeitlosigkeit des Themas auf, sondern markiert auch das vielfältige Spektrum an Anwendungsbeispielen.

Die zeitaktuelle Relevanz des Themas erscheint augenfällig, wenn wir uns den Stellenwert von Social Media, Bedeutung von Einzelpersonen aus Sport, Musik, Film etc. und die aufkeimende Sensibilität für Genderkategorien vor Augen rufen. Zudem deutet das Stück mehrmals latent kritisch auf die in diesem Business vermeintlich vorherrschende Unvereinbarkeit von Homosexualität und verabsolutierten Maskulinität hin.

Einem vorsichtigen Umgang mit Ruhm und Heldentum hin oder her, den tosenden Applaus haben sich die Beteiligten dennoch redlich verdient.

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Titelbild: pixabay/sunnivalode97, Foto: ETA Hoffmann Theater / Markus Kortschak

Theaterfreunde aufgepasst! – „Reich des Todes“

Theaterfreunde aufgepasst! – „Reich des Todes“

25. Oktober 2021Quirin Bortenschlager

Seit Anfang Oktober läuft im ETA-Hoffmann-Theater ein neues Stück: „Reich des Todes“ von Rainald Goetz bietet eine dramatische, aber auch ironische Nacherzählung der Geschehnisse des 11. Septembers 2001.

Diesen September jährten sich die Terroranschläge auf das World Trade Center zum zwanzigsten Mal. Diesen folgten zwei Jahrzehnte Krieg im Nahen Osten und Überwachung im eigenen Land, alles unter dem Deckmantel des War on Terror.

Regisseurin Sybille Broll-Pape inszeniert in „Reich des Todes“ die Geschehnisse aus Sicht der Regierung unter dem damaligem Präsidenten George W. Bush. Dabei lässt sie in die tiefen Abgründe der Politik blicken, wenn die Charaktere mit Gelassenheit und völlig ohne Gewissen Überwachung, Krieg oder Folter planen oder mit fadenscheinigen Argumenten vor der Öffentlichkeit rechtfertigen.

Die schauspielerischen Leistungen des Ensembles sind durch die Bank weg fantastisch. Besonders Florian Walters Darstellung des US-Präsidenten ist schon fast erschreckend ähnlich zur lebendigen Vorlage.

Dennoch sollten gerade Theaterneulinge vorsichtig sein: die Sprache ist anspruchsvoll, die Kommas viele und die Punkte selten. Außerdem wird die Handlung über eine stolze Länge von zwei Stunden und fünfzig Minuten erzählt, leider nicht ohne dabei Längen aufzuweisen.

Wer also seinen Duden kennt und etwas Sitzfleisch besitzt, darf sich auf eine spannende und schonungslose Aufarbeitung freuen.

Bildnachweis: 
ETA Hoffmann Theater, Birgit Hupfeld

Wiedereröffnung des ETA Hoffmann Theaters

Wiedereröffnung des ETA Hoffmann Theaters

19. Mai 2021Anna Hench

Am 19. Mai 2021 öffnet das ETA Hoffman Theater nach langer, coronabedingter Zwangspause wieder und darf seinen Spielbetrieb aufnehmen. An diesem Tag wird Roland Schimmelpfennings "Der Riss durch die Welt" um 19 Uhr seine Premiere auf der großen Bühne feiern und bildet dabei den ersehnten Auftakt. Am daurauffolgenden Tag feiert Mark Ravenhills "Der Stock" seine Deutschsprachige Erstaufführung auf der Studiobühne.

Solange der Inzidenzwert für die Stadt Bamberg stabil unter 100 bleibt, kann das Theater wieder spielen. Der Vorstellungsbetrieb hält dabei alle geltenden Schutz- und Hygienemaßnahmen ein und folgt einem strengen Hygienekonzept.

Der Vorverkauf für alle Vorstellungen im Mai begann online am Dienstag, den 11. Mai 2021. Die Theaterkasse öffnet dienstags bis samstags von 11 bis 14 Uhr sowie zusätzlich mittwochs von 16 bis 18 Uhr.

Da abhängig vom Infektionsgeschehen jederzeit mit Änderungen gerechnet werden muss, empfehlen wir euch, im Vorfeld eures Theaterbesuchs regelmäßig auf der Homepage des Theaters zu prüfen, ob neue Informationen vorliegen.

Dürfen wir vorstellen? Das ETA Hoffmann Theater

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Dürfen wir vorstellen? Das ETA Hoffmann Theater

07. Februar 2021Anna Hench

Im Rahmen unserer „Dürfen wir vorstellen?“-Reihe möchten wir euch auf unserer Website einen Einblick in verschiedene Kultureinrichtungen Bambergs geben. Weiter geht es mit dem ETA Hoffmann Theater Bamberg.

In einem Portfolio zur Kulturlandschaft Bambergs darf eine Institution auf keinen Fall fehlen: sein Stadttheater!

Das ETA Hoffmann Theater liegt am Schillerplatz mitten in der Stadt, nur ein paar Ecken von der Villa Concordia und einen Steinwurf vom ETA Hoffmann Haus entfernt. Die Bezeichnung Stadttheater trägt es deshalb, weil es als einzige Theaterinstitution Bambergs fest von der Stadt mitfinanziert wird; inoffiziell jedoch auch, weil es sich explizit als Theater für, in und mit der Stadt Bamberg versteht. Für seine Spielpläne und ausgewählte Inszenierungen wurde das ETA Hoffmann Theater in den letzten Jahren mit diversen Preisen und Einladungen zu renommierten Theaterfestivals ausgezeichnet. Alljährlich im Sommer richtet es außerdem die Calderón-Festspiele in der Alten Hofhaltung am Domberg aus, die sich bei Bürger*innen und Gästen gleichermaßen großer Beliebtheit erfreuen.

Das ETA Hoffmann Theater stellt in seinem Programm brisante Themen aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben zur Diskussion, und fungiert als Treffpunkt für einen lebendigen, kulturellen Austausch zwischen den Institutionen, Künstler*innen und Bürger*innen der Stadt. Unter dem Motto „Kultur für alle“ lädt es nicht nur im Zuschauerraum zum Anschauen, Mitmachen und Diskutieren ein; neben den zwei Spielstätten im Theatergebäude bietet es ein diverses Rahmenprogramm mit Gastvorträgen externer Redner*innen zu verschiedensten Zeitgeistthemen, Kooperationen mit der Universität, literarischen Abenden von Ensemblemitgliedern in der TreffBAR des Theaters und vielem mehr. Ein umfassendes theaterpädagogisches Angebot öffnet das Theater darüber hinaus für Kinder, Jugendliche, Auszubildende und Studierende – eine Menge Wege führen ins ETA Hoffmann Theater!

Obwohl dem künstlerischen Betrieb aufgrund des anhaltenden Lockdowns in vielerlei Hinsicht die Hände gebunden sind, geht hinter den Kulissen das Tagesgeschäft weiter. Wie uns die Schauspielerin Marie-Paulina Schendel schriftlich mitteilte, wurde zuletzt „Der Stock“ von Mark Ravenhill geprobt, der ursprünglich am 4. Dezember 2020 Premiere feiern sollte. „Wir haben die Produktion trotzdem, so weit es ging, fertiggestellt und eine Art Geisterspiel ohne Publikum veranstaltet. Wie beim Fußball. Bloß ohne Übertragung ins Fernsehen.“

Worauf dürfen wir uns denn freuen, sobald das Theater wieder öffnet? „Auf laute, kluge, schöne, spannende, leise, traurige, lustige, ernste, bunte, inspirierende Abende! Erst im Zuschauersaal und danach in der TreffBAR, mit ganz viel Wein und guten Gesprächen. Hach, das wird herrlich!“

Hier findet ihr die Übersicht, welche Kultureinrichtungen wir bereits vorgestellt haben.

Die Fotos des Artikels entstammen der Aufführung "Der Stock" von Mark Ravenhill.

Bildnachweis: 
© ETA Hoffmann Theater; Bilder aus "Der Stock": Martin Kaufhold

Dürfen wir vorstellen? Das TiG - Theater im Gärtnerviertel

Aufführung Ab Jetzt

Dürfen wir vorstellen? Das TiG - Theater im Gärtnerviertel

17. Januar 2021Sophie Otto

Im Rahmen unserer "Dürfen wir vorstellen?" - Reihe möchten wir euch einen Einblick in verschiedene Kultureinrichtigungen auf unserer Website geben, die es in Bamberg gibt. Den Anfang macht das TiG - Theater im Gärtnerviertel.

Ein Gebäude, eine Bühne, ein Vorhang und unzählige Publikumsränge. Das ist das Bild, welches viele von einem Theater haben. Wie sollte es auch anders sein? Eine Alternative zeigt das Theater im Gärtnerviertel. Denn das TiG ist ein freies Theater. Es wandert von Spielort zu Spielort und lässt aus ganz alltäglichen Orten Theaterstätten werden; ein einzigartiges Konzept für den Bamberger Theater- und Kulturbetrieb. Sei es eine Lagerhalle, ein leerstehender Laden oder sogar ein Wirtshaus, das TiG schafft es, alles in eine Bühne zu verwandeln. Dass das Theater im Gärtnerviertel wurzelt – einem Hauptgrund für den Weltkulturerbestatus Bambergs – kommt ihm dabei zugute, denn dort finden sich unzählige Spielräume für Kunst und Kreativität, die vielleicht auf den ersten Blick gar nicht als solche erscheinen. Doch das Ensemble des TiG, bestehend aus Theaterprofis, die sich in der freien Theaterszene etabliert haben, kann mit dieser Herausforderung gut umgehen und genießt es, die Stärken und Schwächen eines jeden Raumes als Inspiration zu begreifen und als Teil der Performance zu präsentieren. Die eher ungewöhnlichen Spielorte ermöglichen zudem einen besonders nahen Dialog zwischen den Künstlern und ihrem Publikum.

Wer die Abwechslung liebt, der ist im Theater im Gärtnerviertel an der richtigen Stelle. Auf dem Spielplan stehen Komödien und Tragödien, Philosophie und Politik, Folklore und Popkultur, Freilicht- und Studiobühne, Musik und Lesung. Pro Spielzeit bringt das Theater sechs bis sieben Produktionen auf die Bühne und arbeitet sich dabei durch sämtliche Sparten des Theaters. Da ist wirklich für jeden was dabei. Das TiG hebt die Grenze zwischen Kultur-, Wirtschafts- und Alltagsleben spielend auf und ist ein fester Bestandteil der regionalen Kultur.

Die Fotos zeigen euch einen Einblick in die Aufführungen "Peer Gynt" nach Henrik Ibsen und "Ab jetzt" von Alan Aychbourn.

Hier werden wir in den nächsten Wochen weitere Kultureinrichtungen vorstellen.

Bildnachweis: 
Werner Lorenz

"Wo stehen wir?" fragt das ETA Hoffmann Theater in der neuen Spielzeit

"Wo stehen wir?" fragt das ETA Hoffmann Theater in der neuen Spielzeit

20. Mai 2020Julia Winter

"Wo stehen wir" heißt das Thema der neuen Spielzeit 2020/21 des ETA Hoffmann Theaters. Nicht nur das Theater, sondern die ganze Welt kann sich vermutlich gerade diese Frage stellen. Dabei ist nicht nur zu überlegen, wo wir uns auf dem Weg durch die Krise befinden - sondern auch, wo die Welt als solches und jeder persönlich sich gerade verortet und auf welches Ziel wir hinstreben. Es ist eine Frage der Gegenwart und der Zukunft - wird nach der Krise alles sein wie vorher oder ganz anders? Vielfältige Perspektiven greifen die Stücke der Spielzeit dazu auf - und leisten damit eine Bestandsaufnahme der Gegenwart und einen Blick in eine ungewisse Zukunft.

Die neue Spielzeit wird mit einem Stück eröffnet, welches aus der letzten Spielzeit umgezogen ist. Die Komödie Der Kirschgarten von Anton Tschechow erzählt die Geschichte einer mit Schulden belasteten Familie, welche vor den Trümmern der Gegenwart steht und erkennen muss, dass Gefühlsduselei auf dem Weg in die Zukunft keinen Platz hat.

Einen kritischen Blick auf die Gegenwart wagt das Auftragswerk Die Polizey von Björn SC Deigner, welches auf Fragmenten des gleichnamigen, unvollendeten Stückes Schillers aufbaut. Was ist die Polizei für die Gesellschaft - der allumfassende Schutzapparat oder der blinde Fleck? Und was passiert, wenn die Polizei plötzlich nicht mehr für, sondern gegen die Gemeinschaft arbeitet? Björn SC Deigner ist dem Publikum bereit mit dem Stück "Der Reichskanzler von Atlantis" aus der letzten Spielzeit bekannt.

Ein Blick in die Zukunft ist im aktuellen Gesellschaftsdiskurs meist auch ein Blick auf die Natur, und damit verbunden müssen wir uns die Frage stellen: Wie viel Wert ist uns die Umwelt? Und wie viel Wert ist uns der Kapitalismus? Diese Waagschale thematisiert die Klimatrilogie paradies fluten/hungern/spielen von Thomas Köck. Auch dieses Stück war ursprünglich für die letzte Spielzeit geplant.

Lässt sich mit der aktuell gültigen Norm Vergangenes beurteilen? Ein gutbetagter Lehrer kurz vor der Pension steht im Schlaglicht einer solchen Diskussion, als bekannt wurde, dass er seine Schützlinge früher mit dem Stock gezüchtigt hat. In Der Stock von Mark Ravenhill prallen althergebrachte Vorstellungen auf die Moralvorstellungen der Gegenwart und liefern sich einen Schlagaustausch.

Dass sich der Mensch als Krone der Schöpfung sieht, ist weitreichend bekannt. Ob er sich auch so verhält, sei dahingestellt. Mit einem Augenzwinkern stellt Gott ist 3 Frauen von Miroslava Svolikova jedoch fest, dass der Mensch keineswegs der Mittelpunkt der Welt ist, und die Vorstellung einer stetigen Höherentwicklung des Menschen "von oben" betrachtet vielleicht doch etwas anders aussieht.

Ist der große Aufschwung auch gleichzeitig der Untergang? Eine Familientragödie erzählt der Roman Effingers von Gabriele Tergit (bearbeitet von Remsi al Khalisi), der als glorioser Aufstieg einer Familie beginnt und mit der Deportierung in ein Vernichtungslager im Jahr 1942 endet.

Politische Wachheit als Apell - ein brandaktuelles Thema behandelt Hannah Arendt in Die Banalität des Bösen (inszeniert von Clemens Bechtel). Am Prozess gegen Adolf Eichmann wird verdeutlich, dass nicht nur in austaxierter Raffinesse, sondern ebenso in gedankenloser Oberflächlichkeit das Böse seinen Ursprung nehmen kann.

Wie nahe ist die Apokalypse? Ein millionenschweres Paar, das in Reichtum schwimmt, bildet die Kulisse für Der Riss durch die Welt von Roland Schimmelpfenning. Gerade noch himmelhochjauchzend wird das Paar von biblischen Plagen heimgesucht und das Glück scheint einen Sprung zu bekommen.

Der Klassiker Kasimir und Karoline von Ödön von Horváth ist dem schmalen Grad des menschlichen Strebens nach Glück (oder was man dafür hält) gewidmet. „Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen" (Karoline: in Kasimir und Karoline)

Ein Regen voller Gold für die Probleme der Welt? In Gold von Philipp Gärtner bringt dieser Regen den Menschen kein Leben in Reichtum und Zufriedenheit, sondern Zerstörung und Verderben. Auch hier wird der Kapitalismus auf den Prüfstand genommen.

Mit Was ihr wollt von William Shakespeare bringen die Calderon-Festspiele zum Abschluss einen weiteren Klassiker auf die Bühne - in dem die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen und man sich den Irrungen und Wirrungen der Erzählung für einen Moment hingeben kann.

Bildnachweis: 
Martin Kaufhold

Gloriose Spielzeit und digitale Pause - Das ETA Hoffmann-Theater zieht Bilanz

Gloriose Spielzeit und digitale Pause - Das ETA Hoffmann-Theater zieht Bilanz

25. April 2020Julia Winter

Eine erfolgreiche Spielzeit, die leider viel zu früh enden musste - das ETA Hoffmann-Theater zieht die Bilanz der Saison 2019/20. Für Kulturfreunde ist das Theater weiterhin in den sozialen Medien und auf Youtube aktiv und überbrückt damit digital die Zeit des Wartens.

Ein Rückblick auf die Spielzeit "Fortschritt"

Unter dem Thema "Fortschritt" zeigte das Theater in der Spielzeit teils vergnügliche, teils äußerst kritische Stücke:

Die erste Premiere der Spielzeit feierte das Stück Faust1In2 von Johann Wolfgang Goethe. Mit einer Verflechtung beider Faust-Werke holte das Theater ein literarisches Meisterwerk auf die Bühne.

Darauf folgte mit Reichskanzler von Atlantis von Björn SC Deigner eine teils humoristische, teils erschreckende Farce auf eine nicht unbekannte und nicht zu unterschätzende Szene der deutschen Gesellschaft.

Sieben Nächte von Simon Strauß glänzte mit einer schlichten Inzenierung der sieben Todsünden und zeigte, dass jeder Mensch nah am Abgrund steht und auch in alltäglichen Dingen das moralisch Verwerfliche zu finden ist.

Einen weiteren Klassiker holte das Theater schließlich mit Bunbury auf die Bühne, der, mit modernen Themen vermischt, eine bunte Zerstreuung zum Jahreswechsel bot.

Skurril und irgendwie unheimlich wagte sich Bonn Park mit Das Deutschland in das Genre des Horrors. Eine perfekte Familile, bei der langsam die Fassade bröckelt, und eine für den Zuschauenden befremdliche Atmosphäre ist der Ausgangspunkt für Systemkritik am deutschen Staat. Beim Mitverfolgen des Stückes wird schließlich deutlich, warum auch der ursprüngliche Titel "Das Ende der Menschheit" eine treffende Charakteristik für eine düstere Botschaft an das Publikum gewesen wäre.

Mit dem vorletzen Stück der frühzeitig beendeten Saison Fort Schreiten versuchte Konstantin Küspert, ein neues Zeitalter heraufzubeschwören und den Menschen die Folgen des Klimawandels plakativ zu demonstrieren.

Der letzte Vorhang der Spielzeit fiel am 11. März 2020 mit Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth. Das Werk skizziert die eigene Verantwortlichkeit unter Schweigenden und thematisiert so die Lenkung der öffentlichen Meinung im NS-Regime, weshalb es 1937 von den Nationalsozialisten verboten wurde. Was Ödön von Horváth vor über 80 Jahren pointierte, sollte in der Inszenierung auf die Gegenwart und die Zukunft der Gesellschaft übertragen werden.

Keine Premiere konnten leider die Stücke Paradies. Fluten. Hungern. Spielen von Thomas Köck, Der Sandmann von Weiler nach E.T.A Hoffmann, Der Kirschgarten von Anton Tschechow und die für die Calderón-Festspiele geplante Aufführung Die Schule der Frauen von Moliére feiern.

Rekordauslastung in der Spielzeit

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge lässt sich die zurückliegende Spielzeit wohl betrachten - lachend, da mit einer 90%-igen Auslastung eine äußerst positive Bilanz gezogen werden kann. Viele Stücke waren ausverkauft, was zeigt, welche kulturelle Bereichung das Theater für die Bambergerinnen und Bamberger darstellt. Nicht nur in Faust1in2, welches als bekanntes Oberstufenstück natürlich prädestiniert für einen Theaterbesuch war, fanden sich vemehrt auch junge Menschen im Vorstellungspublikum. 

Genauso ein Zuspruch ist die Tatsache, dass insgesamt fünf Einladungen für renommierte Theaterfestivals, darunter eine Einladung für Bunbury zu den bayrischen Theatertagen und für Das Deutschland zu den 45. Mülheimer Theatertagen und zu "Radikal Jung 2020", eingingen.

Die Zeit dazwischen - Theater digital

"Wir vermissen Sie, die Zuschauerinnen und Zuschauer, jeden Tag und jeden Tag ein bisschen mehr", schreibt die Intendantin Sibylle Broll-Pape auf der Homepage. Dennoch lässt sich das Theater nicht unterkriegen und möchte spätestens Mitte Mai die Saison 2020/21 vorstellen. Währenddessen wurde das neue Format "ETA@Home" ins Leben gerufen, wo Mitglieder des Ensembles Beiträge für alle Zuschauenden gestalten und diese auf der Website und in den sozialen Medien veröffentlichen. Auch mit Lesungen, die von Der Sandmann bis zu klassichen Märchen für junge Theaterbesuchende reichen, kann man sich die Wartezeit vertreiben. Einige Mitarbeitende des Theaters unterstützen zudem die Stadt durch das Nähen von Masken oder die Mithilfe beim Katastrophenschutz.

Eine Empfehlung für euch ist der Mitschnitt von "Die Elixiere des Teufels" nach E.T.A. Hoffmann in der Regie von Hannes Weiler aus der Spielzeit 2015/16, der bis zum 02. Mai auf Youtube abgerufen werden kann.

Auf eine neue Spielzeit 2020/21 freuen wir uns von Feki.de und wünschen dem Theater für die Zwischenzeit alles Gute!

Bildnachweis: 
Martin Kaufhold

Kultur

Kultur

Mi, 01/04/2020 - 17:45 - Anna Hench