Kurz und Knackig: Die 33. Bamberger Kurzfilmtage

Kurz und Knackig: Die 33. Bamberger Kurzfilmtage

12. Januar 2023Lisa Gromer

Ab dem 23. Januar geht das älteste Kurzfilmfestival Bayerns in die nächste Runde - die 33. schon, um genau zu sein. Wie die Zeit verfliegt! Genauso verfliegen wird sie in der wortwörtlich kurzweiligen Vorstellung selbst.

Die selektierten Arbeiten mannigfaltigster Themen treffen aufgrund ihrer Verdichtung den Zahn unserer modernen Zeit mit ihrem akzelerierten Lebenstempo. Wer also nicht die Geduld für einen aufgerundet vierstündigen Herr der Ringe-Film aufweist, ist bei den Bamberger Kurzfilmtagen gut aufgehoben.

Was euch thematisch erwartet, ist eine Auswahl an Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, welche in zehn Wettbewerbsprogrammen zusammengefasst wurden. Gewohntermaßen können dabei die charmanten Bamberger Zentauren als Trophäen erworben werden. Von Spielfilmen bis Animationen, Kinderfilmen bis Dokumentationen wird dabei eine Vielzahl an Genres abgedeckt. Zusätzlich erweitert das diesjährige Spezialprogramm dieses Repertoire um Mockumentaries des analogen „On vous ment!“ Festivals in Lyon und weitere Ergebnisse aus dem größten Kino- und Filmarchivzentrum der Ukraine, dem „Dovzhenko Centre“. Bei wem nun der Besuch einer Veranstaltung mit dem routinierten Kneipenbesuch im Feierabend konkurriert, der sollte darüber informiert sein, dass anlässlich des Schnaps-Jubiläums auch berauschende Werke zum Thema Ekstase angeboten werden.

Als künstlerische Patin der Kurzfilmtage tritt Janna Ji Wonders, deutsch-amerikanische Filmregisseurin, auf, und steuert unter anderem ihren preisgekrönten Dokumentarfilm „Walchensee forever“ bei. Erwähnenswert ist zudem der Regionalfilmwettbewerb „Made in Oberfranken“, wo acht FilmemacherInnen ihre Sicht auf unsere Region illustrieren.

Für zehn Euro lässt sich ab dem 16. Januar im Vorverkauf ein Kinoticket für ein Erlebnis in Präsenz erwerben. Der Festivalonlinepass kostet 20 Euro.

Wo? Lichtspielkino (Untere Königsstraße 24), Odeon Kino (Luitpoldstraße 25), Kulturfabrik Bamberg (Ohmstraße 3), Stadtbücherei (Obere Königsstraße 4a), VHS (Tränkgasse 4), Festival Café (Luitpoldstraße 16)

Wann? Vom 23. Januar bis 29. Januar 2023 im Kino, vom 30. Januar bis 5. Februar online

Wie viel? Kino: 10 Euro, Onlinepass: 20 Euro; Vorverkauf ab 16. Januar

Was? Programmplan 2023 und weitere Infos unter: https://www.bamberger-kurzfilmtage.de/

Bildnachweis: 
Marian Lenhard, Bamberger Kurzfilmtage

Kino in Bamberg

Kino in Bamberg

Do, 12/05/2022 - 20:59 - Anna Hench

Rezension: Der zerbrochne Krug im ETA Hoffmann-Theater

Rezension: Der zerbrochne Krug im ETA Hoffmann-Theater

19. März 2022Anna Hench

Wer hat den Zerbrochnen Krug nicht entweder vor sich auf der Schulbank oder zumindest flüchtig im Deutschunterricht gehabt? Der ikonische Text Heinrich von Kleists aus dem frühen 19. Jahrhundert ist aus dem neueren deutschen Kanon nicht wegzudenken. Ihn von Zeit zu Zeit auf der Bühne zu sehen, sollte also nicht verwundern, und seine dramatische Brisanz rechtfertigt es durchaus, weiterhin gespielt zu werden.

Kurzgesagt kreist das Stück nur oberflächlich um den vor einem fiktionalen Dorfgericht beklagten zerbrochenen Krug – mehr um die Frage, wer das Porzellan und analog dazu die Ehrbarkeit der jungen Eve (Lara Heller) zerstört hat. Dass es der Richter Adam (brilliant verkörpert von Stephan Ullrich) selbst war, ist dem Zuschauer von Beginn an klar, und so zeigt der Abend ein sich retrospektiv mehr oder minder analytisch entfaltendes Drama entgegengesetzter Interessen: Eves Mutter Marthe (Alina Rank) klagt ihren Schwiegersohn in spe an, Ruprecht (Ansgar Sauren). Ruprecht beharrt auf der Involviertheit eines unbekannten Dritten, und Dorfrichter Adam will Irgendeinen als Schuldigen verurteilen, solange dieser Jemand nicht er selbst ist. So die Kurzfassung des als Lustspiel bezeichneten Meisterwerkes. Jedoch sollte der geneigte Theatergänger nicht erwarten, in dieser Produktion des ETA Hofmann-Theaters eine Komödie vorzufinden.

Wer hat Lust, das Patriarchat zu zerschlagen?

Vom modern minimalistischen Eröffnungsbild an ist klar, dass es sich in diesem Abend um eine Inszenierung handelt, die mit verurteilendem, kämpferisch feministischem Brennglas auf alles blickt, das in dieses Stück Eingang findet. Der von der nächtlichen Schandtat zugerichtete Adam windet sich weinerlich und erbärmlich auf dem matratzenweichen Boden, umkesselt von dem hochwandigen, hölzernen Mikrokosmos seiner Jurisdiktion und seines Weltbildes. Er ist unfähig zur Selbsthilfe und vollkommen abhängig von der widerstrebenden Unterstützung seiner Magd Liese (Marie-Paulina Schendel). So erschließt sich dem Zuschauer schon in den ersten Minuten die Quintessenz des Abends: Der verabscheuungswürdige Mann muss auf die Zuwendung der Frau vertrauen, doch wer sich ihm erbarmt, muss höllisch aufpassen, nicht zum Dank geschändet zu werden.

Mit Fortschreiten des Stücks weist Adam – wie wäre es anders zu erwarten gewesen – noch weitere moralische Verfehlungen auf. In stellungsbegründeten Schneeschuhen, die ihm auf dem wackligen Untergrund sicheren Tritt ermöglichen, stakst er Rumpelstilzchen gleich über die Bühne und muss sich aus zunehmend eindeutigeren Belastungen herausschwindeln. Es zeigen sich Unstimmigkeiten in den ihm überantworteten Staatskassen, und seine Art der Prozessführung ist alles, nur nicht protokollkonform, geschweige denn unparteiisch. In dieser Konstellation sollte sich nun nach Kleist die Komik entzünden: Der Richter, der selbst gleichzeitig Täter ist, sucht mit allen Mitteln zu vermeiden, sich selbst richten zu müssen. Im ETA Theater dagegen kommt weder auf der Bühne noch im Saal Heiterkeit auf, stattdessen entspinnt sich eine knapp zweistündige, bittere Karikatur von Machtmissbrauch und emotionaler Erpressung.

Was hat das Gesicht euch so verrenkt?

Zeigt zu Beginn der externe Gerichtsrat Walter (Daniel Seniuk), der den Prozess kritisch evaluieren soll, noch ein aufrichtiges Maß an Courage und Selbstdisziplin, so verkommt er mehr und mehr zu einem vergleichbar legeren, chauvinistischen Mannsbild, das Adam persistent aus ihm herauskitzelt. Ist einmal genügend Wein geflossen, greifen die omnipräsenten sexualisierten Machtgefälle zwischen den Figuren auch auf die beiden Gerichtsdiener über. Wo die anwesenden Frauen nicht durch wollüstige Augen betrachtet oder für niedere Arbeitskräfte gehalten werden, werden sie zu kurzweiligen Vergnügungsobjekten degradiert. Ohne vernünftige Handlungsoptionen bleibt Eve und Marthe wenig anderes übrig, als sich von den ihnen in jeder Hinsicht überlegenen Justiziaren mit Brotstücken bewerfen zu lassen. Dass Fabian Gerhards Inszenierung dieses Bild geradezu unerträglich mit anzusehen macht, untermauert weiterhin deren verurteilende Agenda, ebenso wie das Ausspielen von Eves schlussendlichem Geständnis.

Was im Originaltext eine mündliche Nacherzählung der sexuellen Nötigung Eves durch Adam ist, wird im Stück durch Flashbacks dramatisch dargestellt, um zu bekräftigen, dass die unschuldig zerstörte, in thematisch konforme ukrainische Nationalfarben (blaue und gelbe Streifen am unteren Saum des weißen Dresses) gekleidete Eve die Wahrheit spricht. Dass der Justiziar Walter und der unscheinbare Schreiber Licht (Oliver Niemeier) daraufhin nicht konsequenterweise Adam seines Amtes entheben, sondern eine Fluchtsituation vortäuschen während der dämonische Richter seelenruhig daneben sitzt und hinter ihnen ein gigantischer Gummi-Oktopus seine Fangarme ausstreckt, dient hierbei noch als ein letzter unmissverständlicher Fingerzeig auf den sich selbst erhaltenden Unrechtsstaat. Ein klaustrophobisches, seine Subjekte grausam einkerkerndes und moralisch verdorbenes, patriarchisches Machtsystem, dessen Schlussbild zeitgleich höchst fragwürdige sexuelle Anspielungen und Reminiszenzen auf die Institution der katholischen Kirche aufkommen lässt. So langsam sollten alle verstanden haben, wofür sich dieses Stück als Plädoyer versteht – und es ist zu bedauern, dass der Figur der Mutter Marthe, welche die geschädigte Eve ebenso wie die Justiziare ihrer persönlichen Agenda unterwirft, nicht größere Bedeutung zuteil wurde.

Zusammenfassend gibt dieser Theaterabend genug Anstoß zum Nachdenken über etablierte Machtstrukturen in der Gesellschaft, ob diese von Männern angeführt seien oder nicht, und die dramaturgische sowie schauspielerische Leistung ist auf hohem Niveau gelungen. Nur wo in diesen teilweise albtraumhaften Bildern etwas Komisches liegen soll, bleibt bis zum Schlussapplaus ein Rätsel.

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Martin Kaufhold

Bamberger Kurzfilmtage - Die Gewinner stehen fest…

Bamberger Kurzfilmtage - Die Gewinner stehen fest…

01. Februar 2022Mia-Sara Malmgrön

Seit dem 24. Januar laufen in Bamberg die Kurzfilmtage. Noch bis zum 6. Februar könnt ihr euch die Werke einzigartiger Filmemacher anschauen. Die Gewinner stehen aber jetzt schon fest!

Letzten Samstag wurden die Gewinner im Odeon Kino verkündet. Insgesamt sieben Bamberger Zentauren, gegossen aus Schokolade, angefertigt von Adelbert Heil, durften freudig entgegengenommen werden.

Ausgezeichnet werden konnten die Filme in den Kategorien „Bester Regionalfilm“, „Jugendjurypreis“, „Beste Doku“, „Bester Animations-/Experimentalfilm“ und „Bester Spielfilm“. Darüber hinaus wurde der Favorit der Zuschauer und Zuschauerinnen mit dem Publikumspreis gekürt.

Ihr wollt alle Gewinnerfilme anschauen? Dann ab auf die Website des Festivals. Dort könnt ihr bis zum 6. Februar über einen kostenpflichtigen Zugang das Kurzfilmprogramm „Best of I: Preisträgerfilme“ anschauen und alle Gewinner auf einmal genießen.

 

Hier noch einmal alle Gewinner in der Übersicht

Bester Spielfilm: „Fidibus“|Regie Klara von Veegh|AT 2021

Beste Doku: „Das Spiel“|Regie Roman Hodel|CH 2020

Bester Animations-/Experimentalfilm: „Alles Übel der Welt“|Regie und Drehbuch Nicolai Dimitri Zeitler und Marlene Bischof|D 2021

Publikumspreis: „Dirt Devil 550 XS“|Regie Rolf Hellat|CH 2021

Kinderfilmpreis: „Mishou“|Animation Milen Vitanov|D 2020

Jugendjurypreis: „Den Rest mache ich morgen“|Regie Bejamin Kramme|D 2021

Regionalfilmpreis: “Die schönsten Pferdegeschichten“|Regie Lukas Reinhardt|D 2021

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Pixabay

Der endlos tippende Affe - Eine Reise durch die Grenzen des eigenen Verstandes

Der endlos tippende Affe - Eine Reise durch die Grenzen des eigenen Verstandes

19. Dezember 2021Linus Glaser

Man nehme einen Affen, setze ihn vor eine Schreibmaschine, lasse ihn willkürlich auf der Tastatur herumtippen, gebe ihm unendlich viel Zeit und Papier und er würde irgendwann die gesamte französische Nationalbibliothek abgetippt haben. Mit allen Satzzeichen, Akzenten und Rechtschreibfehlern.

Dieses Gedankenexperiment kennen vielleicht die ein oder anderen von euch. Doch wie füllt man damit ein Theaterstück? Indem man viel mehr Themen als nur den Affen behandelt. Wäre auch langweilig, diesem einfach nur eine gute Stunde beim Tippen zuzusehen. Nein, es geht um mehr. Viel mehr. Wie bekommt etwas einen Sinn? Was ist eigentlich „Sinn?“ Was ist Zeit? Und was hat es mit der Unendlichkeit überhaupt auf sich? Man merkt sofort, dieses Stück ist nichts für Menschen, die ein simples, sinnvoll strukturiertes und abgeschlossenes Gesamtstück sehen wollen. Ganz im Gegenteil. Das wird bereits beim Disclaimer zu Beginn des Stücks klar. Zugegeben, es ist verdammt schwer, eine sinnvolle Kritik über ein sinnfreies Stück zu schreiben. Und sinnfrei ist hier als durchweg positives Adjektiv anzusehen. Dementsprechend verwundert es nicht, dass es enorm kompliziert ist, allem Gesagten ständig zu folgen. Ich möchte mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass es gar unmöglich ist, jede einzelne Zeile zu verstehen. Doch darum geht es auch nicht. Der endlos tippende Affe ist kein „klassisches“ Theaterstück. Vielmehr ist es eine Einladung, über Leben, Existenz, Zeit und Unendlichkeit nachzudenken. Und man darf nicht enttäuscht sein, dass einem das Stück keine befriedigenden Antworten auf eben jene Fragen gibt. Und das ist auch gut so.

Ich kann „Der endlos tippende Affe“ jedem Menschen empfehlen, der sich intellektuell fordern will und der gerne über Gott und die Welt nachdenkt. Auch mit seiner Spielzeit von gerade einmal einer Stunde und zehn Minuten ist dieses Affentheater ein relativ kurzes Spektakel, zieht sich dadurch aber auch nicht und hat so genau die richtige Länge, um gedanklich nicht zu früh abzuschalten.

Der endlos tippende Affe wird noch bis zum 20.02.2022 im ETA Hoffmann Theater im STUDIO gespielt. Karten können online, per Telefon oder zu den Vorverkaufszeiten reserviert werden. Ab 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn können gegen Vorlage eines gültigen Studierendenausweises Restkarten für sieben Euro erworben werden. Noch ein kleiner Hinweis: Aufgrund der momentanen Corona-Lage sind die Sitzplätze auf ein Viertel reduziert und es gilt die 2G+ Regel mit Maskenpflicht am Sitzplatz. Wer mit dem Gedanken spielt, dem Stück eine Chance zu geben, sollte also sichergehen, dass es noch verfügbare Karten gibt (am besten kurz vorher anrufen) und sich rechtzeitig um einen Schnelltest bzw. eine Boosterimpfung kümmern.

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Martin Kaufhold

Couch in Concert

Couch in Concert

17. November 2021Sophie Otto

Die Streaming-Konzertreihe „Couch in Concert“ geht in die vierte Runde. Die hohen Coronafallzahlen machen es noch immer gefährlich, auf Konzerte oder Festivals zu gehen. Daher bringt der Bamberger Festivals e.V. die Konzerte erneut zu euch nach Hause.

Am Samstag, 20. November treten ab 19 Uhr vier Musikgruppen und MusikerInnen auf der Bühne der StartUp-Factory in Bamberg auf. Die jeweils 30-minütigen Konzerte sind online live über die Social-Media-Kanäle des Bamberger Festivals e.V. auf YouTube, Twitch, Instagram und Facebook kostenlos abrufbar.

Das Konzert beginnt um 19 Uhr mit der Singer-Songwriterin Ellie Benn. Weiter geht es um 19.50 Uhr mit der Gruppe Diamond Tales.  Um 20.40 Uhr tritt dann die Nürnberger Band Drown The Sun auf, bevor das Konzert um 21.30 Uhr mit IMPVLSE und deren Mischung aus aggressivem Metalcore und filmischen Musikelementen zum Ende kommt. Moderiert wird das „Couch in Concert“ von Aksana Avras.

Weitere Informationen zur Veranstaltung findet ihr unter www.bambergerfestivals.de.

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pixabay.com

Feki.de hat Bock!

Feki.de hat Bock!

16. November 2021Mia-Sara Malmgrön

Es geht wieder los! Unser Verein zelebriert auch in diesem Jahr die Bockbierzeit mit Feki.de hat Bock. Feiert mit uns am 16.11.2021 ab 19 Uhr im Live-Club

Herbstzeit bedeutet in Bamberg gleichzeitig auch Bockbieranstiche. Die Tage werden kälter, die Blätter fallen in bunten Farben von den Bäumen. Das hält aber die Genießer des frisch gebrauten Bockbiers nicht auf. So lange wie möglich wird versucht, dem herbstlichen Wetter standzuhalten. Der Kampf gegen die Kälte ist ein fester Bestandteil der Anstichzeit. Bei uns müsst ihr jedoch nicht frieren! Denn wir lassen im Live-Club die Krüge klingen. Für die nötige Unterhaltung sorgen dieses Jahr die „Blauen Zipfel“. 

Wählen könnt ihr zwischen folgenden Bieren: 
•    Mahr´s Bräu 
•    Keesmann 
•    Weiherer 

Eintritt 2 €

Aufgrund der gegenwärtigen Coronalage gilt nach den aktuellen Bestimmungen (rote Ampel) 2G+ (geimpft und genesen), sowie eine Kontaktnachverfolgung mit der Luca-App

Einlass ab 18 Jahren. Keine Einlassgarantie! 
  

Bildnachweis: 
Feki.de

Theaterfreunde aufgepasst! – „Reich des Todes“

Theaterfreunde aufgepasst! – „Reich des Todes“

25. Oktober 2021Quirin Bortenschlager

Seit Anfang Oktober läuft im ETA-Hoffmann-Theater ein neues Stück: „Reich des Todes“ von Rainald Goetz bietet eine dramatische, aber auch ironische Nacherzählung der Geschehnisse des 11. Septembers 2001.

Diesen September jährten sich die Terroranschläge auf das World Trade Center zum zwanzigsten Mal. Diesen folgten zwei Jahrzehnte Krieg im Nahen Osten und Überwachung im eigenen Land, alles unter dem Deckmantel des War on Terror.

Regisseurin Sybille Broll-Pape inszeniert in „Reich des Todes“ die Geschehnisse aus Sicht der Regierung unter dem damaligem Präsidenten George W. Bush. Dabei lässt sie in die tiefen Abgründe der Politik blicken, wenn die Charaktere mit Gelassenheit und völlig ohne Gewissen Überwachung, Krieg oder Folter planen oder mit fadenscheinigen Argumenten vor der Öffentlichkeit rechtfertigen.

Die schauspielerischen Leistungen des Ensembles sind durch die Bank weg fantastisch. Besonders Florian Walters Darstellung des US-Präsidenten ist schon fast erschreckend ähnlich zur lebendigen Vorlage.

Dennoch sollten gerade Theaterneulinge vorsichtig sein: die Sprache ist anspruchsvoll, die Kommas viele und die Punkte selten. Außerdem wird die Handlung über eine stolze Länge von zwei Stunden und fünfzig Minuten erzählt, leider nicht ohne dabei Längen aufzuweisen.

Wer also seinen Duden kennt und etwas Sitzfleisch besitzt, darf sich auf eine spannende und schonungslose Aufarbeitung freuen.

Bildnachweis: 
ETA Hoffmann Theater, Birgit Hupfeld

Clubs & Diskotheken

Clubs & Diskotheken

Di, 05/10/2021 - 15:25 - Felix Haase

Dürfen wir vorstellen? Die neue Residenz Bamberg

Dürfen wir vorstellen? Die neue Residenz Bamberg

22. Februar 2021Quirin Bortenschlager

Im Rahmen unserer „Dürfen wir vorstellen?“-Reihe möchten wir euch auf unserer Website einen Einblick in verschiedene Kultureinrichtungen Bambergs geben. Weiter geht es mit der Neuen Residenz Bamberg.

Die in den vorherigen Artikeln vorgestellten Themen, wie Brauereikunst (Fränkisches Brauereimuseum) oder Theater & Kino (ETA Hoffmann Theater, Odeon), lassen sich an Unterhaltungswert und Spannung ganz offensichtlich nur noch durch ein Thema übertreffen: Geschichte, ganz besonders Stadtgeschichte. Deswegen kommen wir jetzt zur Neuen Residenz Bamberg.

Der Prunkbau gegenüber des Bamberger Doms wurde um 1700 als Residenz für die Bischöfe des Fürstbistums Bambergs errichtet. Diesen Zweck erfüllte sie, bis im Zuge der Säkularisierung 1802 das Fürstbistum abgeschafft und die Wittelsbacher, Bayerns bekanntestes Adelsgeschlecht, die neuen Hausherren wurden. Unter anderem residierte dadurch auch Prinz Otto von Bayern in Bamberg. Dieser war 1832 nach erfolgreichem Unabhängigkeitskrieg und anhaltendem Chaos zum König von Griechenland berufen worden. Zwar bemühte er sich, diese Aufgabe respektvoll zu erfüllen, enttäuschte aber letztendlich die griechische Bevölkerung so sehr, dass er 1862 nach Bamberg ins Exil fliehen musste.

Jedoch fand die bayerische Monarchie mit der Revolution von 1918 ein jähes Ende. Nachdem eine Demonstration in München unter der Führung des Berliner Schriftstellers Kurt Eisner zum Rücktritt König Ludwigs des III. führte wurde Bayern zur Republik. Bei den Wahlen 1919 wurde Eisner von einem Nationalisten ermordet und die neugewählte Regierung mit dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann musste sich aufgrund der Unruhen in München nach Bamberg zurückziehen. Schlimm genug, dass ein Berliner das Ende der bayerischen Monarchie herbeigeführt hat und der erste Ministerpräsident ein Sozialdemokrat war, doch dann wurde in München von Arbeiter- und Soldatenräten auch noch die bayerische Räterepublik nach bolschewistischem Vorbild ausgerufen.

Währenddessen wurde in Bamberg, wo man die Residenz als neuen Regierungssitz gewählt hatte, die erste bayerische Verfassung unterzeichnet und Bayern somit zum „Freistaat und Mitglied des Deutschen Reichs“ erklärt. Diese Verfassung, die unter anderem die Abschaffung jeglicher Adelsprivilegien und die Einführung des Frauenwahlrechts beinhaltete, wurde 1933 durch die Nationalsozialisten außer Kraft gesetzt, bis sie 1946 wieder in Kraft trat.

Im öffentlich zugänglichem Teil befinden sich insgesamt sechs Appartements, drei davon als Prunkappartements ausgestattet. In einem davon, dem Kavalierstafelzimmer, befindet sich seit dem 18. Jahrhundert sogar ein Billardtisch. Zudem gibt es den Rosengarten mit seinen über 4500 Rosen zu bewundern, von denen einige zeitweise einem Tennisfeld Platz machen mussten. Dieses wurde aber inzwischen aufgrund empörter Bambergerinnen und Bamberger wieder entfernt und die Rosen wieder eingesetzt.

Besichtigen könnt ihr die Neue Residenz Bamberg aus gegebenen Umständen zur Zeit nur online. Dafür hat man die Homepage überarbeitet, was einem jeglichen körperlichen Aufwand erspart und man die Ausstellungsstücke in den verschiedenen Räumen bequem von Zuhause aus erkunden kann. Zudem bietet die Residenz auf YouTube Einblicke in die Restaurierung einiger Möbelstücke. Ausführlichere Informationen finden sich außerdem auf dem Schlösserblog.

Hier findet ihr die Übersicht, welche Kultureinrichtungen wir bereits vorgestellt haben.

Bildnachweis: 
© Bayerische Schlösserverwaltung